Labortest

Tafeltrauben mehrfach mit Pestiziden belastet

Stand
Autor/in
Inga Thiede / WDR Markt, 4.9.2024
Onlinefassung
Sola Hülsewig

Im Auftrag der ARD wurden Tafeltrauben von vier Lebensmittel-Konzernen getestet. Insgesamt zehn Pestizide konnten nachgewiesen werden, bis zu vier gleichzeitig in einer Probe.

Es ist Hochsaison für Trauben – aber sind Tafeltrauben überhaupt gesund? Im Auftrag der ARD hat ein unabhängiges Prüflabor kernlose helle Tafeltrauben von

  • Aldi-Süd,
  • Lidl,
  • Edeka und
  • Rewe

auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht.

Bis zu vier Pflanzenschutzmittel gleichzeitig auf Trauben

Insgesamt konnten zehn unterschiedliche Pflanzenschutzmittel nachgewiesen werden, jeweils zwei auf den Tafeltrauben von Aldi und Rewe, jeweils vier auf den Trauben von Edeka und Lidl.

Helle Tafeltrauben aus dem Supermarkt schneiden im Labortest schlecht ab: hohe Pestizidbelastung
Im Test: Helle Tafeltrauben von Aldi Süd, Lidl, Edeka und Rewe

Mehrfachbelastungen besonderes Risiko für Gesundheit

Gesetzliche Grenzwerte wurden dabei nicht erreicht, aber Kritiker befürchten, dass die Kombinationswirkung von mehreren Pestiziden unkalkulierbare Risiken für die Gesundheit mit sich bringen könnte.

Es gäbe Hinweise, dass gerade die Mehrfachbelastungen das Risiko der einzelnen Pflanzenschutzmittel auf die menschliche Gesundheit potenzieren würden.

Wie gesund sind Trauben wirklich?

Grundsätzlich handelt es sich bei Trauben um sehr gesundes Obst, das im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung auf den Tisch kommen sollte.

Trauben besitzen viele gesunde Inhaltsstoffe, darunter viele Vitamine wie B1, B6 und Folsäure. Vitamin B6 benötigt der Körper unter anderem für den Eiweißstoffwechsel, Folsäure für die Blutbildung.

Auch enthalten Trauben nützliche sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide und Ellagsäure.

Helle Tafeltrauben: gesunde Inhaltsstoffe wie Vitamine, Ballaststoffe und Antioxidantien
Tafeltrauben: reich an B-Vitaminen, Ballaststoffen und Antioxidantien

Antioxidative Wirkung

In der Haut der Früchte steckt der antioxidativ wirkende Pflanzenstoff Resveratrol. Und in den Kernen und Schalen sind wertvolle Ballaststoffe, die sind gut für die Verdauung.

Da Trauben allerdings auch sehr zuckerhaltig sind, sollte man sie besser nur von Zeit zu Zeit konsumieren – am besten im Wechsel mit anderen Obstsorten.

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Kernlose Trauben oder Trauben mit Kernen?

Ernährungsexpertin Katrin Böttner von der Verbraucherzentrale rät dazu, Trauben mit Kernen zu kaufen – entgegen den Gewohnheiten der meisten Deutschen, die kernlose Trauben bevorzugen. Denn gerade in den Kernen sind viele der gesunden Inhaltsstoffe.

Auf die Kerne kommt es an

Wichtig dabei: Die Kerne nicht ausspucken oder einfach runterschlucken, sondern einmal drauf beißen vor dem Schlucken. Nur so kann der Körper die gesunden Stoffe aus den Kernen ziehen und scheidet sie nicht einfach unverdaut wieder aus.

Trauben mit Kernen sind zudem grundsätzlich robuster als Trauben ohne Kerne, so der Bio-Bauer Jürgen Winkler aus Brackenheim nahe Heilbronn.

Wachstumshormone als Spritzmittel

In den Trauben befinden sich zudem nicht nur viele gesunde Inhaltsstoffe, sondern auch Wachstumshormone, die die Trauben normalerweise wachsen lassen.

Diese pflanzlichen Wachstumshormone, sogenannten Gibberelline, werden teilweise im konventionellen Anbau auf die kernlosen Trauben gespritzt, damit sie eine verkaufsfähige Größe erreichen. Für die Anwendung dieser Pflanzenhormone gibt es keine gesetzliche Mengenbegrenzung, sie gelten als unschädlich für den Menschen.

Waschen waschen waschen

Wer konventionelle Trauben kauft, die derzeit oft preiswert erhältlich sind, sollte sich über eine mögliche Belastung mit Pestiziden im Klaren sein.

Wichtig ist es deshalb, die Trauben vor dem Verzehr wirklich gründlich zu waschen. Bis zu 80 Prozent der möglichen Rückstände können so entfernt werden, so Katrin Böttner von der Verbraucherzentrale.

Was macht der Bio-Landbau anders?

Wer sicher gehen möchte, keine chemischen Pflanzenschutzmittel zu verzehren, sollte auf Bio-Trauben setzen. Im Bio-Anbau sind nur bestimmte, unschädliche Spritzmittel zugelassen – wie zum Beispiel Kupfer oder Backpulver. Aber auch hier muss gespritzt werden, da Trauben grundsätzlich empfindliche Früchte sind, die gerade bei Feuchtigkeit schnell anfangen zu schimmeln.

Übrigens einer der Gründe, warum nur wenige Tafeltrauben in Deutschland angebaut werden. Klimatisch ist das in Ländern wie Italien, Spanien, Türkei und Griechenland deutlich einfacher.

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