Ab 7.11. sind die Filme der 24. Staffel der Reihe „Junger Dokumentarfilm“ im SWR sowie in der ARD Mediathek zu sehen. Bis zum 22.11. strahlt der SWR Filme von Diplomand:innen und Absolvent:innen der Filmakademie Baden-Württemberg aus. Die Filme entstehen in inhaltlicher Zusammenarbeit mit der Redaktion Dokumentarfilm des SWR und werden finanziell gefördert vom SWR und der MFG Filmförderung Baden-Württemberg. Die jungen Protagonist:innen der diesjährigen Staffel sehen sich – jede/r auf seine/ihre Art – mit völlig unterschiedlichen Krisen konfrontiert. Ob Klimawandel, sinnentleerte Glücksverheißungen oder die eigene Gesundheit, sie suchen und finden Wege aus der Krise oder verlieren sich in ihr. Alle Filme ab Ausstrahlung auch in der ARD Mediathek.
„Goldhammer“ am 7.11. um 23:35 Uhr
Der Film erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der sich jederzeit chamäleonartig zu verwandeln und die Erwartungen des Zeitgeists perfekt zu erfüllen scheint. Marcel Goldammer (37), schwuler Sex-Arbeiter im Ruhestand, will Aktivist werden. Einstmals aus Bewunderung für die damalige Kanzlerkandidatin Angela Merkel in die Junge Union eingetreten, schlägt sein Herz heute für Populist:innen. Marcel ist in den sozialen Netzwerken unterwegs und nutzt sie für politische Meinungsäußerungen. Er tritt der AfD bei und inszeniert sich vor allem selbst in Video-Clips. Geboren als deutscher Christ, lebt er mal in Berlin, mal als jüdischer Israeli in Tel Aviv, er ist liiert mit einem jungen Shanghaier, dessen scheinbar unendlicher Reichtum Marcels ausschweifenden Lebensstil ermöglicht. Der Film geht ganz bewusst in die Grenzbereiche des dokumentarischen Erzählens. Marcels Hang zur Selbstinszenierung eröffnet ein Spiel mit den Möglichkeiten und passt damit symptomatisch in unsere Zeit. „Goldhammer“ blickt hinter die Fassade eines Millennials auf dem Weg zum Populisten. Auf mikroskopischer Ebene verhandelt der Film so dieselben großen Sinnfragen nach Identität, Zugehörigkeit und individueller Freiheit, die in der gesamten westlichen Welt immer deutlicher gestellt werden.
Diplomfilm; Regie: André Krümmel und Pablo Ben Yakov; Produktion: Fruitmarket, Köln, CORSO Film, Köln und Glotzenoff, Leipzig
„Stille ist ein schönes Geräusch“, 14.11. um 23:35 Uhr
Der Dokumentarfilm „Stille ist ein schönes Geräusch“ taucht in die Welten von sechs gehörlosen Protagonist:innen ein und zeigt ihre individuellen Perspektiven, mit der Taubheit umzugehen: Entscheiden sie sich für ein Cochlea-Implantat (CI), das - wenn es frühzeitig implantiert wird – ein Hören ermöglichen kann und damit den Weg in die Lautsprache? Oder entscheiden sie sich für die Gebärdensprache, über die sie sich genauso ausdrücken und entfalten können? Der Film porträtiert ganz unterschiedliche Familien- und Lebenskonstellationen. Pina bringt nach dem Kindergarten ihren hörenden Eltern Gebärden bei. Denn wie sollen sie mit ihrem Kind kommunizieren, wenn sie es nicht hören kann? Die gehörlose Tamia will mal Tänzerin werden, wie ihre große Schwester, die hören und sprechen kann. Für Romeo, einem jungen Künstler, ist die Gebärdenpoesie Teil seiner künstlerischen Ausdrucksform. Anton trägt ein Cochlea-Implantat (CI) seit er 18 ist und studiert heute Medizin. Auch Kalle nimmt mit dem CI wieder am Hörenden-Leben teil, nachdem er sein Gehör für Jahre verloren hatte. Zrinka hingegen hat als Erwachsene ihr Cochlea-Implantat wieder explantieren lassen, und engagiert sich für die Bedürfnisse von Gehörlosen. Der Regisseurin Nathalie Lamb und ihrem Team ist ein bildgewaltiger Film gelungen, der den Zuschauer auf poetische und einfühlsame Weise in die komplexe Welt der Gehörlosen führt und dabei bewusst beide Welten anspricht.
Abschlussfilm; Regie: Nathalie Lamb, Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg
„Yumi - der Südpazifik im globalen Klimakampf" wird wegen einer Festivalauswertung auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Stattdessen wird der Erfolgsfilm „Kashkash - Ohne Federn können wir nicht leben“ noch einmal gezeigt.
Alle Filme sind ab Erstausstrahlung für 90 Tage in der ARD Mediathek zu sehen.
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