„Etwas, dass alle Taubenspieler miteinander verbindet, ist, dass sie sich am Ende alle im Himmel treffen. Der Himmel ist voller Boten und Geschichten.” Abu Mustapha, Fischer und Taubenspieler, Beirut
Ein uraltes Spiel
Zweimal täglich bevölkern Tauben den Himmel über Beirut. Aus den Taubenschlägen auf den Dächern hoch über der ganzen Stadt fliegen Schwärme in die Luft. Ihr Flug folgt der Tradition eines uralten Spiels. Jeder Spieler lässt seine Tauben über seinem Viertel kreisen, in der Hoffnung, die Tauben des Nachbarn auf das eigene Dach zu locken und so den eigenen Schwarm zu vergrößern. Das Schicksal der Tauben ist es, verzockt und weiterverkauft zu werden. Während die Tauben über der Stadt kreisen, taucht der Film in die Lebensrealitäten ihrer Besitzer ein.
Fenster zur eigenen Sehnsucht
Das Taubenspiel bildet nicht nur ein einzigartiges Netzwerk in Beirut, sondern spiegelt auch das Wesen eines jeden Besitzers wider. Die unterschiedlichen Formen der Fürsorge, die jeder Taubenhalter seinen Vögeln schenkt, erschienen wie ein Fenster zu ihren eigenen Sehnsüchten, ihrer Trauer, ihrer Wut und ihren Hoffnungen in ihrem täglichen Leben. Da gibt es Hassan, der sein Leben ganz den Tauben widmet, Barbier Radwan, den Fischer Mustapha und das Mädchen Aisha, das auch einmal Tauben fliegen lassen möchte. Sie alle leiden unter ihrer geliebten Heimatstadt, in der alles immer teurer wird, sich die Lebensbedingungen verschlechtern und eine korrupte politische Elite das Sagen hat.
Symbol für eine bessere Zukunft
Das Problem seien die Politiker, „alle Parteien ziehen an derselben Decke, nur um sich selbst zu schützen", so Mustafa, während er mit seinem Boot die majestätische Felsenküste der Stadt entlangfährt. „Wenn du in ein anderes Land gehst, siehst du, dass Menschen dort alle nur eine Flagge halten. Außer hier. Hier hat jede Partei und jede Sekte eine eigene Flagge.” Seine Söhne sollten an der Universität studieren, aber stattdessen helfen sie beim Fischfang. Die Protagonist:innen des Films fühlen sich wie viele in der Region der Levante: zerrissen zwischen Tradition und Moderne, geplagt von Krieg, Migration und religiösem Streit. Das Spiel Kashkash ist Ausdruck ihrer Sehnsucht nach einem friedlichen und freien Leben. Mit Eleganz und Leichtigkeit fliegen die Tauben an den Trümmern des Hafens und des Lebens vorbei. Ein Symbol für Liebe, Frieden und die Resilienz der Menschen von Beirut, die in eine ungewisse Zukunft steuern.
Der Film begleitet die Protagonist:innen von den wütenden Anti-Regierungsprotesten im Jahr 2019 über die verheerende Explosion im Hafen von Beirut im August 2020 bis hin zur Neuordnung ihres Lebens nach diesen dramatischen Ereignissen. Was ihnen bleibt, Stabilität gibt und ihrem Leben Freude schenkt, ist das Taubenspiel „Ich werde immer weiterspielen...” sagt der Barbier Radwan nach der Explosion.
Preisgekrönter Film
„Kashkash“ feierte seine Festivalpremiere 2022 beim renommierten Dokumentarfilmfestival CPH:DOX in Kopenhagen und gewann dort den Next:Wave Award. Inzwischen wurde der Film zu mehr als einem Dutzend Festivals weltweit eingeladen und hat weitere Preise gewonnen. So lief der Film u.a. beim Millenium Festival in Brüssel, wo er den Special Jury Award gewinnen konnte, als Eröffnungsfilm bei Ethnocineca in Wien, beim Durban International Film Festival (Südafrika) und beim Blackstar Festival in Philadelphia (USA).