Zeitwort: 40 Jahre E-Mail

2.8.1984: Die Uni Karlsruhe empfängt die erste E-Mail aus Amerika

Stand
Autor/in
Ursula Wegener

Im Sommer 1984 erhielten Informatiker im Rechenzentrum der Universität Karlsruhe die erste E-Mail aus den USA. Mit der neuen Technik wurde die weltweite Kommunikation auf den Kopf gestellt.

Nachrichten als Ausdrucke? Das muss einfacher gehen!

Die Geschichte fängt Ende der 60er-Jahre an: Der Informatiker Ray Tomlinson arbeitete für Arpanet, ein Computernetz, das das Verteidigungsministerium für die militärische Forschung entwickeln ließ.

Um die wenigen Computer amerikanischer Universitäten besser nutzen zu können, wurden Wissenschaftler per Telefonleitung mit ihnen verbunden.

Aber Tomlinson stellte fest: Auch die Nutzer untereinander wollten sich mal austauschen.

Ich hatte von dem Vorschlag gehört, Botschaften in unseren Abteilungen auf dem Rechner zu schreiben, sie dann auszudrucken und in Briefkästen der Mitarbeiter zu stopfen. Und ich sagte: Diese Mitteilungen sollten direkt auf Computern landen.

Also direkt von Maschine zu Maschine, ohne Schnittstelle außerhalb. Das probierte er aus, so als Spielerei: „Ich hatte zwei Computer, die standen nebeneinander und ich schickte Mails von einem zum anderen und guckte einfach, ob’s klappt.“

Erfinder der E-Mail Ray Tomlinson
Ray Tomlinson erfand nicht nur die E-Mail, sondern auch das @.

@: Ein ungenutztes Zeichen wird zum Herzstück einer jeden E-Mail-Adresse

Es klappte. Und Ray Tomlinson, im März 2016 verstorben, wurde berühmt als Erfinder nicht nur der E-Mail, sondern auch des @, des seltsamen Zeichens zwischen den Namen von Adressaten und Rechner.

Das @ hatte Tomlinson unter den Sonderzeichen seiner Tastatur gefunden, wo es nie verwendet wurde, vermutlich wurde es früher einmal für Buchhaltung gebraucht. Und heute ist es das Herz einer jeden E-Mail-Adresse.

Aus Arpanet entwickelten sich in den 70er-Jahren verschiedene Netzwerke, nicht mehr unter militärischer Geheimhaltung, aber auch noch lange nicht für den öffentlichen Gebrauch bestimmt. Das Computer Science Network, CSNet sollte allgemein dem wissenschaftlichen Austausch amerikanischer Universitäten dienen.

Und der junge Fachbereich Informatik an der Karlsruher Universität, der erste deutsche Internetknoten, bewarb sich um die Teilnahme – Israel und Frankreich dicht auf den Fersen.

Am 2. August 1984 um 12.21 Uhr schickt Laura Breeden die erste E-Mail ins Ausland

Jetzt, in den 80er-Jahren kommt Laura Breeden ins Spiel: Sie gehört heute zum Direktorium der NTIA, der Nationalen Telekommunikations- und Informations-Administration der USA, und ihr Arbeitgeber betont, sie habe der digitalen Welt ihren Stempel aufgedrückt. Sie selbst bezeichnet sich bescheiden als „minor player“, als „kleines Licht“.

Sie war an der Universität Cambridge, Massachusetts zuständig für CSNet und am 2. August 1984, genau um 12.21 Uhr, schickte sie die erste E-Mail ins Ausland: an Michael Rotert, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Karlsruher Instituts für Telematik und in Kopie an Werner Zorn, den Chef des Informatik-Rechenzentrums.

Werner Zorn, und die erste öffentliche E-Mail
Die erste E-Mail erhält Werner Zorn, Chef des Informatik-Rechenzentrums in Kopie. „Ich hatte die schöne Netz-Adresse Zorn@Germany“, erinnert er sich.

„Und dann haben sie uns eben noch unsere Netz-Adressen förmlich mitgeteilt“, erinnert sich Werner Zorn. Sonst hätte er die Botschaft gar nicht empfangen können. Amüsiert nahm er seine Netzadresse zur Kenntnis.

Ich hatte also die schöne Netz-Adresse Zorn@Germany.

22 Stunden brauchte diese erste E-Mail, um ihr Ziel in Deutschland zu erreichen – nominell. Die Zeitverschiebung ist eingerechnet, und der Zugriff.

Nach 22 Stunden kommt die Mail in Karlsruhe an

In den USA ging die Botschaft über einen Server zunächst an das sogenannte CSNet-Relay, dort wurden die Mails gesammelt und mussten vom jeweiligen Empfänger abgerufen werden.

Um 10.14 Uhr Mitteleuropäischer Zeit am Folgetag war die Universität Karlsruhe ans erste offene internationale Internet angeschlossen. „Und in der Mail stand eben drin: Es ist schön, dass wir Sie an Bord haben und freuen uns und Hallo und Welcome“, sagt Werner Zorn.

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Ursula Wegener