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Persönlichkeitstests – Schubladen für das Ich

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Autor/in
Marisa Gierlinger
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Marisa Gierlinger

Wenn wir an Persönlichkeit denken, denken wir an Einzigartigkeit. Oder etwa nicht? Immer mehr Menschen lassen sich online testen und anhand ihrer Antworten in Kategorien stecken. Resultat „beziehungsunfähig“. "Haus Gryffindor"! Oder "ENTJ" nach dem Myers-Briggs-Typenindikator. Aber was sagt uns das? Und was steckt hinter der Faszination am Ich?

Warum wir uns in Schubladen stecken (lassen)

„Der Mensch hat an sich ein Bestreben, zu verstehen, warum sein Gegenüber oder vielleicht auch er selber auf eine bestimmte Art und Weise in einer bestimmten Situation handelt. Und relativ schnell gab es da die Erkenntnis, dass es wohl überdauernde Eigenschaften geben muss, die mitbestimmen, wie wir uns in konkreten Situationen verhalten. Und da wurde auch der Wunsch geboren, diese Eigenschaften irgendwie vermessen zu können.“
Matthias Ziegler, Professor für Persönlichkeitsdiagnostik

Warum handeln wir, wie wir handeln? Warum ist der eine kontaktfreudig und die andere zurückhaltend? Um Antworten auf solche Fragen zu finden, vereinfachen wir die Dinge gerne. Dabei helfen uns Kategorien und Vorurteile. Neu ist das nicht: Schon in der Antike wollte man durch das Erscheinungsbild einer Person Rückschlüsse auf ihre Persönlichkeit ziehen, die Aufklärung trieb die Bestrebungen zur Vermessung des Menschen weiter an.

Welche Disney-Prinzessin bist du?

Mittlerweile hat die Geschichte uns gelehrt, mit solchen Zuordnungen sehr vorsichtig zu sein. Trotzdem machen jährlich Millionen von Menschen Persönlichkeitstests, und das oft völlig freiwillig und anlasslos. In Lifestyle-Magazinen und sozialen Netzwerken laden Modelle wie „Welche Disney-Prinzessin bist du?“ zu Auswertung und anschließendem Vergleich ein. Ein Unterhaltungsangebot, das gleichzeitig Aufschluss über die eigene Person verspricht. Zwanzig Fragen – und wir sagen dir, welcher von diesen 5 Typen du bist.

Persönlichkeitsdiagnostik: anerkanntes Teilgebiet der Psychologie

Was darüber hinaus oft vergessen wird: Die Persönlichkeitsdiagnostik ist ein anerkanntes Teilgebiet der heutigen Psychologie. Der Einsatz sogenannter psychometrischer Fragebögen ist in vielen Bereichen sinnvoll, sagt Matthias Ziegler, Psychologieprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin. In der klinischen Psychologie könnten die richtigen Fragestellungen helfen, Persönlichkeitsstörungen zu identifizieren. Daneben seien die Tests aber auch geeignet, um die Eignung für bestimmte Schultypen oder Berufe festzustellen. Das macht sie zu einem wertvollen Mittel in der Personalauswahl und -entwicklung.

Persönlichkeit und Charakter werden bei Einstellungstests zunehmend wichtig. Unternehmen versuchen daher, mithilfe von Tests z.B. die Teamfähigkeit von Bewerberinnen und Bewerbern zu erkennen.
Persönlichkeit und Charakter werden bei Einstellungstests zunehmend wichtig. Unternehmen versuchen daher, mithilfe von Tests z.B. die Teamfähigkeit von Bewerberinnen und Bewerbern zu erkennen.

Persönlichkeit im Beruf

Unternehmen legen immer mehr Wert auf Persönlichkeit und Charaktereigenschaften – sie können teilweise sogar eine größere Rolle spielen als fachliche Qualifikationen. Hier kommen spezialisierte Fragebögen ins Spiel. Wenn eine Stelle Flexibilität und Teamfähigkeit erfordert, zielen Fragen darauf ab, diese Eigenschaften bei den Bewerbern auszuloten. So sollen die passenden Kandidaten leichter gefunden und personelle Fehlentscheidungen vermieden werden. In den USA sind es bis zu zwei Drittel aller Unternehmen, die solche Verfahren nutzen.

Welches Testverfahren ist seriös?

Die Fragebögen, die sowohl privat als auch im Personalbereich am häufigsten genutzt werden, sind Typentests. Dazu gehört der Myers-Briggs-Typenindikator, kurz MBTI, der zwischen 16 verschiedenen Persönlichkeiten unterscheidet. Pro Eigenschaft wird man dabei einem Ende des Spektrums zugeordnet; man ist zum Beispiel entweder extrovertiert oder introvertiert.

In der Wissenschaft ist man skeptisch, was solche Verfahren angeht. Hier verlässt man sich lieber auf die sogenannten Big 5:

5 große Dimensionen der Persönlichkeit

  • Offenheit für Erfahrungen
  • Gewissenhaftigkeit
  • Extraversion oder Geselligkeit
  • Verträglichkeit
  • Neurotizismus – oder auch emotionale Verletzlichkeit

Diese Eigenschaften gelten als ebenso universell wie überdauernd. Und: Sie werden nicht in zwei Polen, sondern graduell angegeben. So entsteht ein vielschichtiges Persönlichkeitsprofil, das auch Aussagekraft hat. Wie seriös ein Persönlichkeitstest ist, lässt sich häufig aber auch von der dahinterstehenden Institution ableiten. Eine Universität oder Forschungseinrichtung lässt auf wissenschaftliche Standards schließen.

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