Viele ältere Menschen im Seniorensport aktiv
Längst gehören zu jedem Stadtlauf und jedem Marathon die 60-, 70- oder gar 80-jährigen Läufer dazu. In der vorletzten Saison wurden im Neuen Schloss in Stuttgart 219 Seniorensportler geehrt, alles Männer und Frauen, die bei Welt- und Europameisterschaften Medaillen errungen haben. Mit dieser Würdigung macht die Landesregierung seit 1994 auf den Seniorensport aufmerksam.
Und auch Wissenschaftler interessieren sich für die 'Masterathleten', wie sie die Leistungssportler jenseits der 60 nennen. Prof. Dieter Leyk von der Deutschen Sporthochschule Köln hat mit Kollegen die PACE Studie durchgeführt und darin die Leistungsfähigkeit im mittleren und höheren Lebensalter untersucht.
Leistung hat wenig mit Alter zu tun
Die überwiegende Mehrheit der Befragten stufte sich in den Fragebögen selbst als Freizeitsportler ein. Die meisten von ihnen trainierten drei- bis viermal pro Woche. Das gilt sowohl für die älteren als auch für die jüngeren Läufer. Diese sportlich aktiven Menschen konnten ohne Probleme ihre Leistungsfähigkeit halten oder gar ausbauen. Im Gegensatz zu jenen, die keinen Sport treiben. Die merken nämlich, dass sie mit zunehmendem Alter immer schlechter die Treppe hochkommen.
Das Forscherteam um Dieter Leyk konnte eindrucksvoll zeigen, dass ein Rückgang der körperlichen Leistungsfähigkeit wenig mit dem Alter zu tun hat, aber viel mit dem Lebensstil. Wenn sich jemand nicht bewegt, lässt sein Leistungsvermögen nach. Der fortschreitende Muskelabbau im Alter schwächt den gesamten Stoffwechsel. Ein Kreislauf des Abbaus beginnt. Dasselbe gilt auch umgekehrt. Wer erst in späten Jahren anfängt sich regelmäßig zu bewegen, gewöhnt sich auch daran und profitiert sehr schnell von der sportlichen Betätigung.
Diese Erkenntnisse scheinen bei den Deutschen angekommen zu sein. Immer mehr Menschen treiben regelmäßig Sport. Dabei steigt der Anteil der über 50-Jährigen. Viele schließen sich einem Verein an: Neben dem Gesundheitsaspekt, ist die Geselligkeit in der Gemeinschaft ein ausschlaggebender Faktor. Frauen sind sportlich etwas aktiver als Männer, auch wenn sie im Wettkampf orientierten Leistungssport etwas seltener zu finden sind.
Tatsächlich länger leben
Laut einer Mainzer Studie steigt vor allem unter den 56- bis 80-Jährigen der Anteil der Frauen. In dieser Altersgruppe betreiben deutlich mehr Frauen Sport als Männer. Eine Studie aus Boston, an der sich 18.000 Frauen über 70 beteiligt haben, zeigt eindrucksvoll, dass sportliche Betätigung und regelmäßiges Training die Lebensdauer erhöht – je mehr Training, desto längeres Leben. Es lohnt sich also.
Und dass Sport für ältere Menschen gefährlicher wäre als für junge, ist nicht bewiesen. Im Gegenteil, wie der Mediziner Prof. Jörn Rittweger vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln herausgefunden hat. Danach nehmen Verletzungsrisiken während des Wettkampfs mit dem Alter nicht zu, sondern eher ab.
Möglicher Grund: Im Gegensatz zu jungen Athleten müssen ältere nicht ihren Lebensunterhalt mit Sport verdienen. Zudem zeigen Studien ganz klar, dass die älteren Sportbegeisterten kein erhöhtes Verletzungsrisiko aufweisen, dafür aber eine viel bessere Gesundheit haben. Der ganze Mensch profitiert also vom Sport. Das gilt auch für alle Hobbysportler.
Jungbrunnen auf allen Ebenen
Dabei muss im Alter niemand an Welt- oder Europameisterschaften teilnehmen, um gesundheitlich vom Sport zu profitieren. Wer dreimal pro Woche Ausdauersport betreibt, lebt und bleibt gesünder, das zeigen alle Studien. Der Blutdruck sinkt, die Herzfrequenz sinkt – sowohl in Ruhe als auch unter Belastung. Die Knochen sind fester. Das Körpergewicht normalisiert sich. Amerikanische und finnische Studien zeigen, dass Hobbysportler sogar eineinhalb bis zwei Jahre länger leben.
Das Bild vom Sport als 'Jungbrunnen' ist also nicht übertrieben. Sogar auf Ebene der Zellen hält Sport jung, wie eine neue Studie aus dem Saarland zeigt, für die Wissenschaftler die menschliche DNA untersucht haben. Das ist die Erbinformation in jeder Zelle, die in den Chromosomen gespeichert liegt. Am Ende der spindelförmigen Chromosomen sitzen sogenannte Telomere, die keine Erbinformation haben. Sie dienen als Schutz, etwa so wie die Plastikkappen am Ende eines Schnürsenkels.
Eine weitere Studie belegt, dass auch Menschen profitieren, die gerade mit Sport anfangen – allerdings nur dann, wenn sie Ausdauersport treiben: laufen, Radfahren, lange schwimmen.
Produktion 2018