Albrecht Roser schnitzt 1951 erste eigene Marionette: Clown Gustaf
Albrecht Roser (21. Mai 1922 bis 17. April 2011) war einer der berühmtesten Puppenspieler des 20. Jahrhunderts. Mit Gustaf und seinem Ensemble – dem Leierkastenspieler, der Tänzerin Lulla, der Oma aus Stuttgart und vielen anderen Puppen – stand Albrecht Roser ab Anfang der 1950er-Jahre auf den Bühnen aller Kontinente.
1951 schnitzt Albrecht Roser seine erste eigene Marionette und entdeckt mit ihr seine Leidenschaft für das Puppenspiel. Mit dem Clown Gustaf spielt er wie ein Besessener vor dem Spiegel. Tag und Nacht. Bemalt den kleinen Holzkerl und führt ihn auch öffentlich vor.
Fortan ist Clown Gustaf Albrecht Rosers ständiger Begleiter. Als weitere Figuren dazu kommen, wird daraus „Gustaf und sein Ensemble“. Mit diesem Programm wird Roser auf der ganzen Welt berühmt. 1958 gewinnt die Truppe eine Gold-Medaille beim Marionetten-Festival in Bukarest.
Die kurzen Szenen in offener Spielweise, die fast gänzlich ohne Worte auskommen, sind etwas vollkommen Neues. Das spricht sich herum wie ein Lauffeuer. Presse und Fernsehen werden auf den jungen Puppenspieler aufmerksam. Das Goethe-Institut schickt Roser ab den 1960er Jahren sogar immer wieder auf Tourneen rund um die Welt.
Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt
Im Museum für Puppentheaterkultur in Bad Kreuznach sitzen Albrecht Rosers Puppen heute in Vitrinen: Die Oma aus Stuttgart und Gustaf. Aber auch viel größere Puppen – ein blecherner Roboter mit einem roten und einem grünen Auge. Ein blonder Junge im roten Pulli: Robbi und Tobbi. Und eine Art Hubschrauber mit Scheinwerfern, die wie die Augen eines Insekts aussehen. Alles Marionetten für eine Verfilmung des Kinderbuchklassikers „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ aus dem Jahr 1972. Auch Otfried Preußlers Geschichte vom starken Wanja verfilmte der SDR 1967 mit Albrecht Roser.
Puppentheater-Festival in der Stuttgarter Liederhalle 1970
1969 trommelte Roser sämtliche Stuttgarter Puppenspielerinnen und -spieler zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen. Er will die Kräfte bündeln, Puppentheater in der Öffentlichkeit als eigenständige Kunstform bekannt machen und vielleicht sogar eine feste gemeinsame Spielstätte erstreiten. Bei der Gelegenheit lernte er auch die junge Puppenspielerin Helga Brehme kennen. Alle zusammen veranstalten ein gemeinsames Puppentheater-Festival in der renommierten Liederhalle. Im Herbst 1970 zeigt Helga Brehme dort als eine von sieben Puppenspielern ihr Stück Jorinde und Joringel. Albrecht Roser tritt mit Gustaf und seinem Ensemble auf.
Erster "Studiengang Figurentheater" in Westdeutschland entsteht
Der Kampf von Albrecht Roser und seinen Mitstreitern um ein festes Haus zieht sich allerdings noch dreizehn lange Jahre hin. Erst 1983, als sich Helga Brehme mit dem Theater am Faden schon lange ein eigenes künstlerischen Zuhause geschaffen hat, eröffnet in Stuttgart die bundesweit erste feste Spielstätte für eine Gemeinschaft von Puppenspielern: Das Stuttgarter Puppen- und Figurentheater.
Parallel dazu entsteht auf Albrecht Rosers Betreiben an der Musikhochschule Stuttgart der Studiengang Figurentheater, die erste Ausbildungsstätte für Puppenspieler in Westdeutschland. Roser wird dort Professor.
Später tritt er mit seinen Figuren bei Konzerten der Internationalen Bach-Akademie und der Stuttgarter Philharmoniker auf. Damit kommt endlich die künstlerische Anerkennung, um die Albrecht Roser so lange gerungen hat.
Das Geheimnis des Figurenbauers Albrecht Roser
Frank Söhnle studierte ab 1983 im ersten Jahrgang des Studiengangs Figurentheater in Stuttgart. Er hat Albrecht Roser als Puppenspieler erlebt, aber auch als Figurenbauer und Lehrer und viel von ihm gelernt. Söhnle ist Gründer des Figurentheaters Tübingen.