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Bedrohte Fledermaus – Kommunikations-Genie im Klimastress

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Autor/in
Lukas Meyer-Blankenburg
Lukas Meyer-Blankenburg

Fledermäuse sind weder gefährliche Blutsauger noch böse Corona-Überträger. Sie sind wichtig fürs Ökosystem. Einige Arten sind bedroht. Um sie zu schützen, baut die Deutsche Bahn sogar Brücken.

Fledermäuse in Deutschland sind vom Aussterben bedroht

1.000 Arten weltweit kennt die Forschung, rund 25 Fledermausarten gibt es in Deutschland – alle stehen auf der Roten Liste und sind vom Aussterben bedroht. Die Klimakrise macht den Tieren zu schaffen, aber auch, was der Mensch dagegen tut.

Fledermäuse sind beeindruckende Orientierungskünstler. Die Tiere besitzen ein enormes Stimmrepertoire, per Ultraschall können sie sogar die Korngrößen von Sandpapier unterscheiden. Kein anderes Säugetier lebt in so großen Sozialverbänden zusammen. Die Forschung zu Kommunikation und Sozialleben der Tiere steht noch am Anfang. Selbst wer Fledermäuse nicht faszinierend findet: Sie sind wichtig für den Menschen.

Die Forst- und Landwirtschaft hätte ohne Fledermäuse große Probleme

Die Tiere halten Schädlinge in Schach. Weil sie außerdem vergleichsweise lang leben und viele Virenstämme in sich tragen, sind sie für die medizinische Forschung interessant. Doch Pestizide in der Landwirtschaft, der Mangel an Insekten und das immer heißere Klima machen Fledermäusen zu schaffen.

Fledermäuse vom Mittelmeer ziehen nach Deutschland

Julian Kehm, Schüler aus dem badischen Lörrach, konnte nachweisen, dass sich die im Mittelmeerraum heimische Alpenfledermaus im deutschen Südwesten ansiedelt. Offenbar wird es ihr südlich der Alpen zu heiß. Auch hiesige Arten stellen sich offenbar verstärkt auf warme Winter um. Sie jagen länger, machen später und kürzer Winterschlaf.

Julian Kehm auf Fledermaussuche am Grüttsee: Viele Fledermäuse jagen in der Nähe von Gewässern, weil es dort besonders viele Mücken gibt. Mit Fledermausdetektoren lassen sich die Ultraschall-Rufe der Tiere aufnehmen und die Frequenzen auf dem Display sichtbar machen.
Julian Kehm auf Fledermaussuche am Grüttsee: Viele Fledermäuse jagen in der Nähe von Gewässern, weil es dort besonders viele Mücken gibt. Mit Fledermausdetektoren lassen sich die Ultraschall-Rufe der Tiere aufnehmen und die Frequenzen auf dem Display sichtbar machen. Bild in Detailansicht öffnen
Der Schüler Julian Kehm aus dem badischen Lörrach konnte nachweisen, dass sich die im Mittelmeerraum heimische Alpenfledermaus im deutschen Südwesten ansiedelt
Der Schüler aus dem badischen Lörrach konnte nachweisen, dass sich die im Mittelmeerraum heimische Alpenfledermaus im deutschen Südwesten ansiedelt Bild in Detailansicht öffnen
Analyse der Fledermaushaare: Für seine Forschung hat Julian Kehm das Stadtgebiet von Lörrach systematisch untersucht und etwa anhand von Fledermaushaaren unter dem Mikroskop verschiedene Arten bestimmt
Analyse der Fledermaushaare: Für seine Forschung hat Julian Kehm das Stadtgebiet von Lörrach systematisch untersucht und etwa anhand von Fledermaushaaren unter dem Mikroskop verschiedene Arten bestimmt Bild in Detailansicht öffnen
Fledermaushaare unter dem Mikroskop
Fledermaushaare unter dem Mikroskop Bild in Detailansicht öffnen

Klimaschutz kann Fledermäusen schaden

Auch menschliche Maßnahmen für mehr Klimaschutz könnten negative Auswirkungen auf Fledermauspopulationen haben, sagt Jörg Harder, Fledermaus-Experte vom Berliner Artenschutzteam. Immer noch sterben viele Tiere durch Windräder. Und die Sanierung von alten Eiskellern oder Fassadendämmungen von Plattenbauten, beliebte Schlafplätze der Zwergfledermaus, zerstörten wichtige Winterquartiere.

Schutz der Fledermäuse im Fokus bei der Bauplanung

In der Bau-, aber auch in der Mobilitätsbranche steigt die Sensibilität für den Schutz von Fledermäusen. Bei der Bauplanung werden Quartiere der Fledermäuse berücksichtigt. Die Deutsche Bahn hat für rund 1,5 Millionen Euro auf der Rheintalstrecke bei Müllheim eine Fledermausbrücke bauen lassen. Diese solle vor allem der bedrohten Wimpernfledermaus einen sicheren Weg über die Gleise bieten, erklärt Oliver Toth, Umweltsachverständiger der Deutschen Bahn. Großer Aufwand für wenige hundert Tiere. Aber da Fledermäuse nur ein Junges pro Jahr bekommen, zählt jedes Tier.

Oliver Toth, Umweltsachverständiger der Deutschen Bahn, vor der Fledermausbrücke an der Rheintalstrecke bei Müllheim. Die Strecke wird ausgebaut: unter der Brücke führen jetzt zwei, künftig vier Schienen durch.
Oliver Toth, Umweltsachverständiger der Deutschen Bahn, vor der Fledermausbrücke an der Rheintalstrecke bei Müllheim. Die Strecke wird ausgebaut: unter der Brücke führen jetzt zwei, künftig vier Schienen durch. Bild in Detailansicht öffnen
Deutsche Bahn
Die Überflughilfe ist vor allem für die Wimpernfledermaus gedacht, die über die Brücke von ihren Quartieren am Rande des Schwarzwalds zu den Jagdrevieren im Rheintal fliegt Bild in Detailansicht öffnen
Die Brückenstufen verengen sich nach oben hin, sodass eine richtige Einflugschneise entsteht. Jede Stufe wird bald dicht bewachsen sein mit Sträuchern und Weinranken, als Rastplatz für die Fledermäuse. Der Nutzen ist noch nicht belegt, das Projekt ist, auch wegen der Kosten von rund 1,5 Millionen Euro, umstritten.
Die Brückenstufen verengen sich nach oben hin, sodass eine richtige Einflugschneise entsteht. Jede Stufe wird bald dicht bewachsen sein mit Sträuchern und Weinranken, als Rastplatz für die Fledermäuse. Der Nutzen ist noch nicht belegt, das Projekt ist, auch wegen der Kosten von rund 1,5 Millionen Euro, umstritten. Bild in Detailansicht öffnen

Jede und jeder kann Fledermäusen helfen

Auch privat könne man viel für Fledermäuse tun, sagt Fledermaus-Forscherin Mirjam Knörnschild: insektenfreundliche Blumen pflanzen, Fledermauskästen aus dem Baumarkt aufhängen, Bio-Produkte kaufen und damit eine umweltschonendere Landwirtschaft unterstützen. Und: Statt Vampir-Geschichten zu erzählen, können Eltern mit ihren Kindern und einem Fledermausdetektor abends auf Fledermaus-Suche gehen.

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