Ich wurde 1995 in Bayern als Ältester von sechs Geschwistern geboren, von denen ich heute ohne schlechtes Gewissen sagen kann, dass sie zugleich meine besten Freundinnen und Freunde und kritischsten Hörerinnen und Hörer geworden sind.
An der katholischen Journalistenschule, dem Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses in München, lernte ich, wie wichtig kritischer und hartnäckiger Journalismus ist.
Seither will ich selbst vor Ort nachsehen und hören und bereise deshalb die unterschiedlichsten Länder: ab 2015 den Balkan, um über die sogenannte Migrationskrise zu berichten, später den Libanon, den Irak und Syrien und schließlich den Sudan und Äthiopien. Das Thema blieb das gleiche: Flucht und Migration und das EU-Grenzregime.
Seit ich berufstätig bin, arbeite ich frei und anders könnte ich mir das Journalist-Sein auch gar nicht mehr vorstellen. Was zum einen daran liegt, dass ich mit zehn wunderbaren Freund*innen ein Journalist*innen-Kollektiv mit dem Namen „Selbstlaut“ gegründet habe, zum anderen daran, dass es auf die vielen komplexen Fragen keine einfachen Antworten gibt und kein einfaches Medium. Manchmal finde ich in einer Spiegel-Reportage die richtigen Worte, manchmal in einer Sendung für Jan Böhmermann und das ZDF Magazin Royale.
2020 habe ich besonders SWR2 Wissen liebgewonnen: Denn in Deutschland gibt es kaum eine Sendestrecke (und Podcast), in der sich komplexe Themen so tiefgehend und gleichzeitig leicht zugänglich erzählen lassen. Ganz gleich ob es um die Kontrollmechanismen bei Frontex geht, den Streit um ein Sexkaufverbot, die Beteiligung deutscher Firmen am Giftgasanschlag im kurdischen Halabja oder die Ursachen der Wasserkrise in Syrien. Nur meine fünf jüngeren Geschwister hatten noch an jeder Sendung etwas zu kritisieren.