Nachdem Aids als Krankheit bekannt wurde und einen Namen bekommen hat, nimmt Anfang der 1980er-Jahre die Zahl der HIV-Infektionen stetig zu.
Bundesinnenminister Friedrich vs. Bundesgesundheitsministerin Süssmuth
Das Thema gerät auch zunehmend in die politische Diskussion. Innerhalb der Bundesregierung gibt es Streit, vor allem nachdem Bundeskanzler Helmut Kohl die CDU-Politikerin Rita Süssmuth zur Bundesgesundheitsministerin macht. Süssmuth setzt vor allem auf Aufklärung. Eine offensive Aufklärung, die klar ohne drum herum zu reden benennt, wie man sich vor Aids schützen kann – ein Kurs, der damals bei den Kirchen und in konservativen Kreisen auf viel Widerstand stößt.
Ihre Hauptgegner findet Süssmuth in der CSU, deren Politiker eine Meldepflicht für HIV-Infizierte fordern oder einen HIV-Test für Beamte ins Spiel bringen. Die Differenzen treten auch am 12. Mai 1987 offen zu Tage, als Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann CSU den Zollbehörden schreibt, sie sollen Aids-Infizierte an der Grenze abweisen. Der Erlass sorgt für Verwirrung und erhebliche Irritationen.
Im Bild: "Gegen Zwangsmaßnahmen, für eine vernünftige Aids-Politik": Plakat auf der Aids-Demonstration am 4. April 1987 auf dem Marienplatz in München gegen die Diskriminierung Homosexueller
29.4.1984 USA verkünden Entdeckung von Aidsvirus
29.4.1984 | Anfang der 1980er-Jahren kamen aus den USA Nachrichten von einer bis dahin unbekannten, ansteckenden und tödlichen Immunschwächekrankheit: Aids. Die meisten Betroffenen sind homosexuell, was dazu führt, dass die Gefährlichkeit der Krankheit in der breiten Öffentlichkeit zunächst unterschätzt wird.
23.11.1988 Rita Süssmuth über ihren Kampf in der Aids-Politik
23.11.1988 | Rita Süssmuth ist Bundesgesundheitsministerin bis 1988, als der CDU-Vorsitzende und Bundeskanzler Helmut Kohl sie zur Bundestagspräsidentin vorschlägt. Süssmuth folgt diesem Ruf nicht ohne zu betonen, dass sie in der Aids-Politik weiter mitreden werde. Am 23. November 1988 gibt sie zur Überraschung vieler eine Abschiedspressekonferenz und zieht eine deutliche Bilanz. Sie habe in der Regierung oft mit dem Rücken zur Wand gestanden.