Bei Kriegsende waren Menschen, die die Verfolgung überlebt hatten, in alle Winde zerstreut. Familien waren auseinandergerissen, Angehörige und Freunde tot, berufliche Biografien zerstört, Familienbetriebe enteignet, das Eigentum gestohlen. Manche Vertriebene hatten sich in ihren Jahren im Exil eine neue Existenz aufgebaut und eine zweite Heimat gefunden. Viele kamen in der Fremde nie richtig an, scheiterten an sprachlichen Barrieren, ihren traumatischen Erinnerungen und ihren Verlusten. Diejenigen, die die Konzentrationslager überlebt hatten, standen vor dem völligen Nichts.
Wie lebten sie weiter? Wie schafften sie es, in neuen Ländern Fuß zu fassen oder in einem der beiden deutschen Staaten einen Neuanfang zu wagen? Welche Geschichten erzählten sie ihren Nachkommen und über welche Erfahrungen schwiegen sie lieber? Wie kamen sie damit zurecht, dass die Verfolgung - nicht nur in Deutschland - bald kein Thema mehr sein sollte?
Durch Interviews mit Zeitzeugen, Zitaten aus ihren Briefen und autobiografischen Schriften entsteht eine große Stimmenvielfalt. Die Sendung pendelt zwischen Orten wie London und Mannheim, New York und Amsterdam, Haifa und Freiburg - Orte, an denen Menschen nach dem Krieg einen Neubeginn versuchten.
Die Sendung "Bin allein, aber mutig" markiert das offizielle Ende des großen Radio- und Internetprojekts SWR2 Stolpersteine: Anderthalb Jahre wurden die Stolpersteine zum Hören ganz bewusst überraschend ins Programm gestreut. So wie die von dem Kölner Künstler Gunter Demnig geschaffenen Gedenksteine die Passanten überraschen und dazu verleiten, stehen zu bleiben und zu lesen. Und wer das tut, muss sich ein wenig hinabbeugen. Eine solche Verbeugung vor dem Schicksal der Opfer sollten auch die SWR2 Stolpersteine sein.
Mehr dazu unter swr2.de/stolpersteine
Mit Inge Auerbacher, Heinz Birnbräuer, Inge Dobelis, Hans Flor, Werner Ludwig, Eva Mendelsson, Paul Niedermann, Meggy Patay und Ruth Selka im Originalton
außerdem mit Eva Derleder, Sophia Löffler, Wolfgang Michalek, Sebastian Mirow und Max Ruhbaum
Recherchiert zum Fall Max Ruf haben Hubert Hagenmeyer und Friedrich Dunkel.