Der österreichische Maler Arnulf Rainer überzeichnet, übermalt seit Mitte der 1950er Jahre zuvor geschaffene, fotografierte Selbstporträts und Bilder. Der Komponist Wolfgang Rihm, der wiederholt die Nähe seines Schaffens zu den Produktionsweisen
der Malerei betont hat (besonders zu Rainer, Per Kirkeby, Cy Twombly, Kurt Kocherscheid), verwendet die Technik der Übermalung seit den 1990er Jahren wortwörtlich: Er übermalt ältere (Druck-) Partituren, erweitert die Texturen um Zusätze, trägt neue Schichten auf, die das Ursprüngliche mithin nahezu völlig überlagern, so dass es nur noch gelegentlich durchschimmert. Rihm: „Ich habe den Vergleich schon oft gebraucht, dass ich die Zeit wie eine Membran, wie einen Malgrund auffasse und darauf
meine Musikschrift, die Klangzeichen auftrage. Da gibt es wie auf der Leinwand verschiedene Dichtegrade oder verschiedene Durchscheinungsgrade von Übermalungen, Farbkörper, Pastositäten.“