„Donaueschingen ist die ‚Laus im Pelz’ der Musikkultur.“ Zum 75-jährigen Jubiläum der Donaueschinger Musiktage notierte Helmut Lachenmann in deren Festschrift, was für alle Festivals zeitgenössischer Musik gelten sollte und was zugleich ihre Problematik ausmacht: Sie sind Teil des Kulturbetriebs, und sie ertasten zugleich immer auch dessen Grenzen. Ein Festival für Neue Musik ist eine Veranstaltung, bei der Neues, Unbekanntes, Überraschendes präsentiert werden soll – Dinge, die zum Festival als etablierter Institution in Widerspruch geraten können. Die Donaueschinger Musiktage, das weltweit älteste Festival für Neue Musik, wurden 1921 durch den fürstlich-fürstenbergischen Kapellmeister Heinrich Burkhard gegründet. Seit 1950 gestaltet der SWR (vormals SWF) das Programm des Festivals. Auch andere deutsche Rundfunkanstalten riefen Festivals für Neue Musik ins Leben: Radio Bremen das Festival pro musica nova (1958–2001), rbb und Deutschlandradio Kultur Ultraschall in Berlin (seit 1999). Ein traditionsreiches Festival sind die Wittener Tage für Neue Kammermusik, die unregelmäßig seit 1936 stattfinden, seit 1969 maßgeblich verantwortet vom WDR.
Festivals für Neue Musik finden an größeren Orten statt: jährlich in mehrwöchiger Ausdehnung bei Wien modern und musica Straßburg, mit langjähriger Tradition auch: Eclat Stuttgart, Tage für Neue Musik Zürich, Festival d’automne Paris, Biennale musica Venedig u. v. a. m. Vielfach sind es aber auch kleine oder weniger bekannte Orte, an denen sich Neue-Musik-Festivals etablieren konnten: Huddersfield (Großbritannien), Schwaz (Österreich), Metz (Frankreich, bis 1992), Rümlingen (Schweiz), Macerata (Italien), Aarhus (Dänemark).
Von starker kulturpolitischer Bedeutung war der Warschauer Herbst (seit 1956), der in Zeiten des Kalten Krieges für Musikinteressierte des damaligen Ostblocks das „Fenster zum Westen“ bildete. Aus der 1967 in Ost-Berlin gegründeten Musikbiennale, dem offiziellen Festival des Komponistenverbandes der DDR, ging die MaerzMusik hervor. Konzentriert auf die Sparte zeitgenössisches Musiktheater ist die Münchner Biennale. Wettbewerb und Festival in einem ist die bereits 1947 gegründete Internationale Gaudeamus Musikwoche in Amsterdam: Aufgeführt und preisgekrönt werden Werke von Komponisten, die nicht älter als dreißig Jahre sind. Seit ein paar Jahren geraten auch jüngere Festivals in Vilnius, Oslo, Stockholm oder Luxemburg stärker ins Blickfeld. An weltweit wechselnden Orten finden alljährlich die World New Music Days statt, das offizielle Festival der 1922 gegründeten Internationalen Gesellschaft für Neue Musik.