JetztMusik - Glossar

Rauschen

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„Wenn wir es ignorieren, stört es uns. Wenn wir hinhören, finden wir es faszinierend.“ (John Cage) In der Akustik bezeichnet Rauschen einen ständigen, aber nicht periodischen Schwingungsvorgang. Es lässt sich auch als Ergebnis von verschiedenen, übereinander gelagerten Schallwellen verstehen. Tatsächlich hören wir im Rauschen (im Unterschied zum Geräusch) weder klangliche Einzelereignisse noch bestimmte Tonhöhen: Im Gegensatz zum akustischen Signal oder Ton bildet das Rauschen
den kontinuierlichen Hinter- oder Untergrund des Gehörten. Bei elektrischer Signalübermittlung wird das Rauschen daher als störendes Element begriffen – vergleichbar dem „Schnee“ beim Fernsehbild.

Einer der ersten, die das Rauschen als einen ebenso existentiellen wie musikalischen Urgrund begriffen, war John Cage. Auf der Suche nach Stille hatte sich Cage 1951 in einen sogenannten schalltoten Raum begeben – um dort aber nicht nichts, sondern vielmehr das Rauschen der eigenen Blutzirkulation und des Nervensystems zu hören. In Musik, schloss Cage, müsse es nun vor allem darum gehen, die Ohren für die Klänge zu öffnen, die uns bereits überall umgeben. Das Rauschen stand dabei exemplarisch für die Absichtslosigkeit des Klingenden („niemand lässt sein Blut absichtlich zirkulieren“).

Gleichwohl lässt sich auch das Rauschen analysieren und einordnen, man unterscheidet z. B. weißes Rauschen, in dem alle Frequenzen in etwa gleicher Intensität vorhanden sind, von farbigem (bspw. rosa) Rauschen, in dem dies nicht der Fall ist. Mit
Hilfe der Elektronik gelingt es mittlerweile auch, das Rauschen unter ästhetischen Gesichtspunkten zu gestalten. Konsequente Arbeiten an einer akustischen Ästhetisierung des Rauschens sind Peter Ablingers zahlreiche Kompositionen unter dem Sammeltitel Instrumente und ElektroAkustisch Ortsbezogene Verdichtung (1996 ff.).

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Autor/in
SWR