Dorothee Mields & Christine Schornsheim

Ein Kuss ist: Ausdruck inniger Zärtlichkeit, Muskelarbeit, Austausch von Bakterien, Mund-zu-Mund-Beatmung – und in Iowa verboten, wenn er länger als fünf Minuten dauert. Küsse sind ritualisiert und reglementiert, sie können von Liebe zeugen, von Unterwürfigkeit, von Verrat oder gar von Tod. Die Sopranistin Dorothee Mields und die Pianistin Christine Schornsheim haben ein Programm mit Liedern und Arien voller Lippenbegegnungen zusammengestellt, die Johann Sebastian Bach und sein Sohn Carl Philipp Emanuel komponiert haben. Sogar der hier benutzte Tangentenflügel passt zum Thema: Dessen Klang entsteht aus dem Zusammenspiel zweier Stäbchen – eines drückt, das andere dämpft. Wenn das kein Kuss ist! Hier noch ein Appetithäppchen aus dem Lied Bevelise und Lysidor des wohl berühmtesten Bach-Sohns, der Text ist von Ewald Christian Kleist: „Der Mann, der nach den Flitterwochen / aus Liebe küsst und nicht aus Pflicht, / … / der, wenn ihr Herbst schon näher rücket, / sie wie in ihrem Frühling küsst, / der ist ein Phönix, der entzücket; / nur schade, dass er selten ist.“