Claudio Monteverdis Oper in einer halbszenischen Aufführung aus dem Rokokotheater des Schwetzinger Schlosses. Live-Videomitschnitt vom 7.5.2017.
Besetzung
La Venexiana. Davide Pozzi (Cembalo und Leitung), Giuseppina Bridelli (Nerone), Emanuela Galli (Poppea), Xenia Mejer ( Ottavia), Filippo Mineccia (Ottone), Salvo Vitale (Seneca), Luca Dordolo (Lucano), Alberto Allegrezza (Arnalta), Alessio Tosi (Nutrice), Vittoria Giacobazzi (Virtù, Damigella) Lucia Cortese (Amore, Valletto), Riccardo Pisani (Soldato, Liberto), Silvia Rosati (Fortuna, Drusilla), Sophia Patsi (Cori), Massimo Altieri (Soldato coro familiari), Davide Benetti (Mercurio und Littore)
Zum Werk
Toll trieben es die alten Römer: In Monteverdis L'Incoronazione di Poppea geht es um eine Liebesbeziehung jenseits aller moralischen und gesellschaftlichen Regeln: Kaiser Nero, ein lasterhafter Schwächling, verstößt seine rechtmäßige Gemahlin, um seine berechnende Geliebte Poppea zur Kaiserin zu machen; die betrogene Kaiserin stiftet daraufhin Poppeas betrogenen Ehemann zum Mord an seiner ungetreuen Ehefrau an.
Diese Oper handelt nicht von Liebe, sondern von Ambitionen, Triebbefriedigung, Gewissenlosigkeit. Mit einem Zynismus, der seinesgleichen in der Geschichte der Oper nicht mehr haben sollte, desavouierte der Librettist Francesco Busenello alle seine Figuren. Und so kann der Schluss der Oper eigentlich nicht anders denn als Apotheose des Sarkasmus bezeichnet werden: Die Ehebrecher im Triumph auf dem römischen Thron; der Mordbube und seine neue Gefährtin glücklich vereint; die Urheberin des Mordversuchs vor Selbstmitleid triefend. Monteverdi war da gnädiger: Seine Musik gab den als Fratzen spätrömischer Dekadenz gezeichneten Rollen ihre Würde zurück und ließ einen Blick auf ihre verborgenen Gefühle, ihre Hoffnungen und Ängste zu.