Musikstück der Woche

Das Freiburger Barockorchester spielt Vivaldis „Herbst“

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Autor/in
Lara Fischer

Hoch die Gläser! – In Vivaldis „Herbst“ wird ausgiebig gezecht und getanzt. So klingt ein gelungenes Erntedankfest.

Immer dieselbe Leier?

Böse Zungen sagen, Antonio Vivaldi habe nur ein einziges Konzert komponiert – das aber gleich 500-mal. Die böse Zunge gehört in diesem Fall dem Komponisten Igor Strawinsky. Und er hat recht – zumindest teilweise.

Denn Vivaldis Concerti folgen in aller Regel einem ähnlichen Muster: Sie bestehen aus drei Teilen, in der Mitte gibt es einen langsamen Satz und die beiden äußeren Sätze haben eine ganz bestimmte Form: Sie folgen dem Ritornellprinzip. Dabei wechseln sich Orchester-Passagen und solistische Zwischenspiele ab – mal dürfen alle spielen, mal steht nur einer oder eine Handvoll Musiker im Rampenlicht.

Doch auch wenn Vivaldi regelmäßig diese Schablone auflegt, bedeutet das nicht, dass es immer gleich klingt. Im Gegenteil! In der Detailansicht weichen die Konzerte teils stark voneinander ab. Außerdem hatte Vivaldi ein Händchen für Ohrwurm-taugliche Melodien. Seine Konzerte stecken voller Motive und er verstand es, den Solisten ins rechte Licht zu rücken. Das lässt sich hervorragend an den Violinkonzerten aus den „Vier Jahreszeiten“ zeigen.

Der komponierende Geschichtenerzähler

Die „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi erschienen erstmals um 1725 in der Sammlung „Il cimento dell’armonia e dell’inventione“, zu Deutsch: Die Erprobung der Harmonie und der Erfindung. Vermutlich sind die Violinkonzerte aber schon früher entstanden.

Der Komponist schreibt nämlich in der Widmungsvorrede, er habe den bereits bekannten Concerti nun erklärende Sonette vorangestellt, damit die musikalischen Besonderheiten besser verstanden werden können. Und eben diese Gedichte erzählen von den Ereignissen und Stimmungen, die Vivaldi in Musik gesetzt hat.

Konzert im Planetarium: Das FBO im Freiburger Planetarium mit Vivaldis „Vier Jahreszeiten“

Torkelnde Violinen und Flintenknall

Das Violinkonzert op. 8 Nr. 3, besser bekannt als der „Herbst“, beginnt mit einem Bauernfest. Es wird getanzt, gestampft, gesungen, gegessen und natürlich auch getrunken. Die Violinen tanzen ebenfalls mit. Doch der ein oder andere hat wohl zu tief ins Glas geschaut.

In diesem Fall war es die Solovioline. Die bahnt sich im ersten Satz ihren Weg durch die Menge, sie kommt ins Torkeln, kreiselt um Hindernisse und um sich selbst. Manchmal hört es sich sogar so an, als ob dem Zechkumpan beinahe der Bogen aus der Hand rutscht.

Das Feiern fordert seine Tribute. Und so gehört der zweite Satz des Violinkonzerts ganz allein den „Ubriachi“, den Betrunkenen. Musikalisch passiert folgendes: Die Streicher und das Cembalo stapeln ihre Töne aufeinander, die Klänge beginnen zu flirren und den angetrunkenen Bauern fallen die Augen zu.

Jedermann ist des Tanzens und Singens müde,
die milde, angenehme Luft
und die Jahreszeit laden jeden ein,
sich der süßen Lust des Schlafes hinzugeben.

Nach dem Nickerchen bricht im dritten Satz ein neuer Tag an. Pünktlich zum Morgengrauen schultern die Jäger ihre Gewehre. Auch musikalisch kündigt sich die Jagdgesellschaft an: Zwar lässt Vivaldi keine echten Jagdhörner erklingen, gleichwohl befinden wir uns in F-Dur – in der typischen Horntonart. Mit punktierten Rhythmen geht es über Stock und Stein.

Natürlich bleibt die Jagdgesellschaft nicht unentdeckt. Die Tiere haben schon ihre Ohren gespitzt. Aufgescheucht vom Tumult, macht sich das Wild in Dreiklangstriolen davon. Doch die Jäger sind ihm dicht auf den Fersen. Die Jagdhunde rauschen durchs Orchester und die Flinten werden abgefeuert.

Schließlich erlegen die Jäger das Tier und ziehen mit der stolzen Melodie vom Satzbeginn wieder davon. Ja dann: Waidmannsheil!

Das Freiburger Barockorchester

Seit über 30 Jahren gibt es das Freiburger Barockorchester – eines der renommiertesten Ensembles für historisch informierte Aufführungspraxis. Zu seinem Kernrepertoire gehört die Musik des Barocks und der Klassik. Auf dem Programm stehen aber auch immer wieder Werke der Romantik. Künstlerische Leiter des FBO sind Gottfried von der Goltz (Violine) und Kristian Bezuidenhout (Cembalo/Hammerklavier).

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Lara Fischer