Zur Anregung: Goethe
Diese Verse aus Goethes "Faust" inspirierten den 16-jährigen Felix Mendelssohn zum quecksilbrig-luftigen Scherzo seines Oktetts. Mendelssohns Schwester Fanny schreibt dazu: "Das ganze Stück wird staccato und pianissimo vorgetragen, die einzelnen Tremulando-Schauer, die leicht aufblitzenden Pralltriller, alles ist neu, fremd und doch so ansprechend, so befreundet, man fühlt sich so nahe der Geisterwelt, so leicht in die Lüfte gehoben, ja man möchte selbst einen Besenstil zur Hand nehmen, derluftigen Schar besser zu folgen. Am Schlusse flattert die erste Geige federleicht auf – und alles ist zerstoben."
Ein Geniestreich
Nicht nur das Scherzo – das ganze Oktett ist ein Geniestreich des jungen Mendelssohn: seine überquellende melodische Gestik, die feurige Energie dieser Musik, die geschickte Balance der Klangfarben, die feine Verarbeitung der Themen und Motive: alles ist hier so gediegen, geschickt und mit vollendeter Eleganz ausgeführt, dass man kaum glauben mag, dass Mendelssohn bei der Komposition noch nicht einmal volljährig war. Entstanden ist das Oktett im Oktober 1825, uraufgeführt wurde es im Rahmen der Sonntagsmusiken der Familie Mendelssohn in ihrer großzügigen Berliner Wohnung in der Leipziger Straße 3. Auch Mendelssohns Schwester Fanny durfte ihr Talent in diesem Rahmen zeigen. Aber der Star war natürlich der kleine Felix!
Mendelssohn hat die Noten erst sieben Jahre später veröffentlicht und das Werk seinem eben verstorbenen Jugendfreund, dem Geiger Eduard Rietz gewidmet.
… gespielt vom Pavel Haas- und Panocha-Quartett
Wenn man das Oktett bei Musikern erwähnt, bekommen sie leuchtende Augen – jeder Streicher liebt diese Musik, obwohl sie ausgesprochen heikel ist. Gerade das Scherzo verlangt eine ausgesprochen präzise Bogentechnik: ein Milligramm zu viel Gewicht, und die funkenstiebende Qualität der Sechzehntel verwandelt sich in einen Klumpen Blei… Auch müssen sich Streichquartett-Musiker – die ja meist bestens aufeinander eingespielt sind – in dieser Formation ganz schön umstellen: hier gibt es vier erste Geigen (statt zwei), zwei Bratschen und zwei Celli, und das Zusammenspiel und die dynamische Balance sind eine Herausforderung. Wenn es jedoch so gelingt wie in unserem Konzertmitschnitt – wo sich das Pavel Haas-Quartett mit dem Panocha-Quartett zusammengeschlossen hat (beide stammen aus Tschechien), dann ist diese Musik für die Musiker wie fürs Publikum ein Fest!