Donaueschinger Musiktage | Werke des Jahres 2021

Nima A. Rowshan: Propinquity

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Werkkommentar von Nima A. Rowshan

"Nähe in der Beziehung, physische Nähe" von prope "nahe"; von Proto-Indoeuropäisch (PIE) propro "weiter und weiter, immer weiter"

Die Beziehungen zwischen den Tonhöhen werden oft gleich wahrgenommen, wenn wir ihre Frequenzen annähernd angleichen und sie von einem Stimmsystem zum anderen verändern, die ästhetische Wahrnehmung jedoch ist eine ganz andere. Diese Angleichung, egal in welcher Höhe, verändert unsere Wahrnehmung. Außerdem problematisiert die "klassische Musik" traditionell die Beziehungen zwischen den verschiedenen Aspekten von Klängen und nicht die Art und Weise, wie sie ästhetisch wahrgenommen werden.

In Anbetracht dieser Idee habe ich in den letzten Jahren eine Reihe von Stücken komponiert. Auch Propinquity entwickelt diese Idee weiter. Eine fortlaufende Annäherung; ein kontinuierlicher Wechsel von einem Cluster zu einem einzelnen Ton. Das Stück zielt darauf ab, das Publikum mit verschiedenen ästhetischen Wahrnehmungen vertraut zu machen, indem es sowohl die gleichschwebende 12-Ton-Stimmung als auch die reine Intonation verwendet. Zusätzlich werden die Dauer und die Dynamik erweitert, um die Grenzen der Wahrnehmung zu erreichen und sogar zu überschreiten. Die oben erwähnten Ansätze erlauben es, alle Materialien zu enthüllen, zu hören und zu zeigen.

Kurz gefasst ist Propinquity ist ein Versuch, unsere Wahrnehmung von Zeit und Raum zu verändern.

English

"Nearness in relation, physical nearness" From prope "near"; From Proto-Indo-European (PIE) propro "on and on, ever further"

The relations among the pitches are often perceived equally as we approximately adjust their frequencies and alter them from one tuning system to another, but the aesthetic perception is quite different. This adjustment, regardless of the amount, alters our perception. Furthermore, "classical music” traditionally problematizes the relations among the different aspects of sounds, rather than the way they are aesthetically perceived.

Reflecting on this idea, I have composed a collection of pieces over the last few years. "Propinquity” continues to develop the idea further. An ongoing approximation; a continuous change from a cluster into a single tone. The piece aims to expose the audience to different aesthetic perceptions, utilizing both 12-tone Equal Temperament and Just Intonation. Additionally, the durations and dynamics are extended in order to reach and even go beyond perceptual limitations. The above-mentioned approaches allow all the materials to be unveiled; to be heard; to be exposed.

In short, "Propinquity” is an attempt to alter our perception of time and space.

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Autor/in
SWR