tid-ing (strömen)
VERB
mit oder wie mit der Flut treiben wie die Gezeiten steigen und fallen
Tiding II (silentium) ist das zweite Stück einer neuen Sammlung von Stücken, die sich mit elementaren Mustern beschäftigen. Der Ton ist leise, die Empfindungen zwischen dem Weiten und dem Intimen stehen in einem Gegenseitigen Spannungsfeld. Für mich ähneln die elektronischen Klangflächen und ausgehaltenen Töne dem sich drehenden Licht eines Leuchtturms, das über die Meeresoberfläche streicht.
Wie der Titel andeutet, flutet und verebbt der Klang. Ineinander verwobene Schichten tauchen auf und verschwinden wieder in einem empfindlichen Gleichgewicht. Vergänglichkeit – sowohl bei der Produktion als auch bei der Wahrnehmung von Klang – hat mich schon immer bewegt. Als Kind habe ich unzählige Abende und frühe Morgen damit verbracht, am Strand zu liegen und dem Meer zu lauschen. Und fast ebenso viele hypnotische Stunden, in denen ich der Welt lauschte, wie sie durch das Wasser hindurch klingt, wobei mein Kopf halb untergetaucht war. Fetzen entfernten Geplauders mischten sich mit dem periodischen Rauschen des Meeres. Dieses Mormorando der Umgebung, das mühelos und doch unvorhersehbar in die Wahrnehmung hinein- und wieder herausfließt, ist nie weit entfernt von meiner Arbeit mit Klang.
Während der Arbeit hatte ich ein Bild von Christiane Baumgartner – Deep Water (2013) – auf meinem Schreibtisch liegen. Ich mag ihre Arbeit sehr, insbesondere wie dieses Bild mit sehr präzisen Mitteln eine flüssige Form darstellt. Diese Spannung interessiert mich sehr. Ich denke – oder hoffe –, dass dies mit den Stimmungen und vor allem mit den Rhythmen in Tiding II (Silentium) in Verbindung steht, die durch ihre subtilen Details etwas wie Wasser, etwas Flüssiges erzeugen wollen.
English
tid-ing
VERB
to drift with or as if with the tide to rise and fall like the tide
Tiding II (silentium) is the second in a new collection of pieces dealing with elemental patterns. Hushed in tone, at tension are the sensations between the vast and the intimate. To my mind, sheets of electronic sound and sustained tones resemble the revolving light from a lighthouse raking the ocean's surface.
As suggested by the title, the sound floods and ebbs. Interwoven layers surface and recede in a delicate balance. Transience – in both the production and perception of sound – has always moved me. Growing up, I spent countless evenings and early mornings lying on the beach listening to the ocean. And nearly as many hypnotic hours listening to the world sounding through water, my head half-submerged, patterns of distant chattering mingling with the periodic rubbing of the sea. This environmental mormorando, effortlessly yet unpredictably floating in and out of perception, is never too far from any work I do with sound.
While working I kept an image by Christiane Baumgartner – Deep Water (2013) – on my desk. I like her work very much, and in particular how this image evokes the perception of a liquid form through very precise means. This tension really interests me. I think – or hope – this might relate to the tunings and especially to the rhythms in Tiding II (silentium), which aim to create something aqueous and fluid through their subtle detail.