Vor knapp fünfzig Jahren habe ich das Werk Pastorals für Donaueschingen geschrieben. Es war damals der Höhepunkt des seriellen Denkens. Ich bat einen Musiker des damaligen Südwestfunk Orchesters, eine Phrase expressiver zu spielen. "In diesem Orchester", so antwortete er, "spielen wir nur laut oder leise." Meine Liebe zu (Bach‘schen) formalen Strukturen hat sich seit damals erhalten, obwohl sich vieles andere weiterentwickelt und verändert hat.
Double Chaconne with Gaps wurde 2019 geschrieben. Das Stück besteht aus 29 Varianten der beiden sich abwechselnden Chaconnes. Die eine ist bestimmt von Harfe und Klavier (mit Streichern und Schlagzeug), die andere ist dunkler mit Altflöte, Bassklarinette, Horn und Kontrabass. Im weiteren Verlauf des Stücks verbinden und überschneiden sich die beiden. Warum Gaps, also Lücken? Ich bin fasziniert von der Art und Weise, wie der japanische Maler Hokusai in seinem Spätwerk mit einer Fläche auf dem leeren Papier begann und diese durch Form und Bild definierte. Hier setzen Stille und Klang diese Idee um; ich bin mir nicht sicher, ob mit Erfolg.
English
Just under fifty years ago I wrote my Pastorals for Donaueschingen. It was then the high point of serial thinking. I asked a player in what was then the Südwestfunk Orchestra to play a phrase more expressively. "In this orchestra", he replied, "we only play loud or soft." My love for (Bachian) formal structures has remained with me since then, though much else has developed and changed.
Double Chaconne with Gaps was written in 2019. It consists of 29 variants of the two alternating Chaconnes, the one identified by harp and piano (with strings and percussion), the other darker with alto flute, bass clarinet, horn and double bass. Later in the piece the two combine and overlap. Why Gaps? I am fascinated by the way the Japanese painter Hokusai, in late work, began with a space in the blank paper and defined it with shape and image. Here, silence and sound transpose this idea; I’m not sure with success.
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