Donaueschinger Musiktage 2007 | Werkbeschreibung

Werke des Jahres 2007: James Saunders' "#211007"

Stand
AUTOR/IN
James Saunders
ONLINEFASSUNG
Lydia Jeschke

"#211007" ist eine Version meiner derzeit entstehenden modularen Komposition # [unassigned]. Das Stück ist in seiner Konstruktion flexibel, wobei jede Version durch eine Kombination von neu komponierten und bereits vorhandenen Modulen gebildet wird. Neue Versionen werden für eine bestimmte Aufführung komponiert und normalerweise nur einmal gespielt: Die Unterschiede ergeben sich aus der Besetzung, der Dauer und der spezifischen Entwicklung des Materials. Jede Version ist daher eine für die Ausführenden maßgeschneiderte Komposition, und das erlaubt mir, bei der Arbeit ungebräuchliche und interessante Situationen mit einzubeziehen (z.B. ungewöhnliche oder seltene Instrumente, verschiedene Aufführungsräume oder variable Stufen des spieltechnischen Vermögens der Musiker). Der Gattungstitel für das gesamte Projekt ist # [unassigned], während individuelle Versionen des Stückes das Datum des Aufführung verwenden, um den jeweiligen Titel abzuleiten.

Es gibt keine definitive Partitur oder Version des Stückes, da alle Versionen verschiedene Möglichkeiten innerhalb der Grenzen des Projekts demonstrieren. Ich schreibe letztlich ein Stück, das immer anders ist. Das gesamte Projekt # [unassigned] will erkunden, wie eine Änderung des Kontextes oder der Synchronisation die Art und Weise, wie wir Ereignisse wahrnehmen, beeinflusst. Ich bin daran interessiert, dass der Hörer beim verschiedentlichen Anhören des Stückes eine jeweils andere Perspektive auf das Stück hat, wobei jede Version eine globale Wahrnehmung des Stückes unterstützt und zugleich eine, die dem (manchmal radikalen) Wechsel unterworfen ist.

Die meisten der individuellen Module wurden in einem Prozess des Experimentierens mit Instrumenten und in der Arbeit mit den Interpreten entwickelt. Sie teilen eine Reihe von Charakteristika und definieren so die Klangwelt von # [unassigned]: dynamische Extreme, meist in Annäherung an die Stille; extrem langsame oder kleine Bereiche von Bewegung (z. B. die Bogengeschwindigkeit, den Luftstrom oder die Geschwindigkeit der Finger betreffend); extreme Register; unkontrollierbare physische Bewegungen (z. B. sehr schnelle Tremoli mit einem Finger); unvorhersehbare Instrumentalklänge, manchmal durch Alteration oder Präparation (z. B. durch einen Kaffeerührer zwischen den Saiten einer Violine); und sehr lange oder kurze Dauern der Klänge. Diese Charakteristika bieten viele Möglichkeiten, Kontaktstellen zwischen den beschriebenen Klängen zu finden. Z. B. resultieren Bewegungen ähnlicher Reichweite wie das langsame Ziehen eines Cellobogens und das allmähliche Kratzen mit einer Kreditkarte entlang einer Basssaite des Klaviers beide in einer Reihe von ungleichen Clicks. Das ermöglicht es, Texturen zu entwickeln, sie graduell zu verändern oder mit verschiedenen Typen von Material zu kontrastieren, wenn eine Version entsteht.

Diese Version ist für 14 Spieler, erweitert um einen Bereich von einfachen ("lo-fi") elektronischen Mitteln und Objekten, darunter Diktaphone, Radios, CDs, Feedback Systeme und Deckel von Bic Kugelschreibern.

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AUTOR/IN
James Saunders
ONLINEFASSUNG
Lydia Jeschke