Anfangs beherrscht das Cello das Spiel. Kontraste. Launenhaft. Die unbeherrschbare Energie des Orchesters ausgleichend.
Alsbald zeichnet sich Energie von Energie ab: der Ton. Die Klangwelle des Cellos spornt das Orchester an. Weitweg. Ströme. Texturen.
Dann erklingt ein sehr ruhiger und entfernter Gesang. Das Cello führt und entführt das Orchester in eine sehr feine, kammermusikähnliche und transparente Sprache.
Die Stille, in der Musik so wichtig – und heute so essentiell -, ist für mich in dieser neuen Partitur selbst Materie, Energie.
"Die Augen des Windes verleihen Falkenblick der Sonne deines Geistes.
Die Augen des Windes öffnen das Wort dem raschelnden Blätterlaub, wo dein Denken fliegt.
Die Augen des Windes, wie mit offenen Händen dein Gefühl haltend, in deiner Mitte dein unsichtbares Herz, und da, wie Brot ergreifend, mit all deinen Händen das unfassbare Gefühl umarmend.
Die Augen des Windes oder Erwachen an der Kenntnis der Stille,
Erwachen an der universellen Macht des Atems.
Die Augen des Windes, das Unsichtbare sehen.
Den unsichtbaren Strom berühren, von der Quelle bis zum Ozean,
den Strom der Lebensenergie der Welt..."
Dieser anonyme Text, ein ägyptischer Papyrus aus der Zeit des Königs Shabak (um 710 v.Chr.), war Auslöser für einen Traum und damit auch für dieses Konzert.
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- Donaueschinger Musiktage 2005
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- Philippe Schoeller, The Eyes of the Wind für Violoncello und Orchester