Die Einnahme großer Mengen eines dissoziativen Anästhetikums wie Ketamin verursacht OBE- (out of body experience) und NDE- (near death experience) ähnliche Zustände, begleitet von Gefühlen starker Derealisierung, Depersonalisierung und Halluzinationen. Der Benutzer ist gefangen im Zustand der Loslösung von seiner physischen Präsenz. Die Sinne sind verzerrt, Objekte scheinen sich näher oder weiter weg zu bewegen, weshalb die Benutzer ihre Augen auf einen Punkt fixieren, ängstlich ihren Blick abzuwenden suchen, da die Verzerrungen extrem desorientierend wirken. Die Kombination dieser Effekte ruft das Gefühl hervor, sich in einem gefrorenen Zustand zu befinden − gefangen in einem Loch, dem sogenannten "K-hole". Das vorliegende Stück ist die Dokumentation einer Erfahrung, gefertigt nach bestem Wissen und Gewissen.
Akustisches Material tritt dabei in Erscheinung: Zwei mongolische Gesänge, erschütternd, als ob sie die Wüste selbst singen würde. Gary Berger hat mich dankenswerterweise mit diesen Aufnahmen bekannt gemacht und sie mir zur Verfügung gestellt. Die Aufnahmen wurden vielfach manipuliert, gedehnt und gestaucht, gebrochen und ineinander verschachtelt, fraktalisiert, gleichsam in einen Abgrund driftend. Meine Komposition umschreibt die Ränder der akustischen Wirklichkeit dieser Musik, ahmt die gleichen physischen Prozesse der Klangerzeugung nach. Statt ein Kontrapunkt zu werden, errichtet sie sich wie eine Schutzmauer um die originale und bearbeitete Aufnahme der beiden Gesänge. Zwei Räume greifen ineinander, sich ins Endlose ausdehnend.
Das Stück ist für das Ensemble ascolta in Dankbarkeit und Zuneigung geschrieben.
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- Donaueschinger Musiktage 2012
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- Marko Nikodijevic, ketamin/schwarz Drone für Ensemble und electronica