Anfang 2006 lernten wir uns während eines Stipendienaufenthaltes im Herrenhaus Edenkoben kennen. Es war die ursprüngliche Neugierde auf die Arbeit des jeweils anderen, die uns bewog, einige elementare Fragen über Kunst und Musik gemeinsam zu erörtern.
Unser beider Interesse gilt der Zusammenstellung einer Szenerie durch Artefakte: Objekte oder Klangverläufe, die als Darstellung persönlicher Wahrnehmungen entstanden, bilden das Material für eine konkrete Inszenierung. Mit Father's suit and watch, Bitter Music Harry Partch American Manual und Grotto Scenery entstanden in Edenkoben die ersten gemeinsamen "kombinierten" Arbeiten.
wave piano scenery player hinterfragt, wie es gelingen kann, das physische Wirken eines Pianisten dem voyeuristischen Blick des Publikums zu entziehen und dennoch beim Hörer die Empfindung einer Live-Darbietung aufrecht zu erhalten.
Marc dachte ursprünglich daran, auf die Komposition Artificial Music for Machines aus dem Jahr 2002 zurückzugreifen, in der Töne, auf einem MIDI-Flügel gespielt, in Echtzeit elektronische Sinuswellen generieren. Letztendlich entschieden wir uns dann aber für ein neues Stück mit dem Titel wave piano scenery player, in welchem beide, Pianist und Computer, sowohl akustische als auch elektronische Klänge erzeugen können und zugleich interaktiv aufeinander zu reagieren vermögen. Die Komposition kartiert das mikrotonale Tonhöhenkontinuum innerhalb des Tonumfangs des Klaviers in Form einer Folge von Punkten im harmonischen Tonraum, die ihrer Nachbarschaft entsprechend geordnet sind.
Nachdem Lorenzo zunächst die Skizze eines Klaviers gezeichnet hatte, das durch eine papierne "Vierte Wand" in zwei Teile – Resonanzkörper und Tastatur – getrennt wird, entschloss er sich später, diese Wand mit Artefakten einer Serie unlängst entstandener Arbeiten zu realisieren, welche durch eine obsessiv wiederholte Markierung auf mit schwarzer Ölfarbe bemalten großen Papieren hergestellt wurden. Als mehrere solcher Bilder entstanden waren (mapping the universe), erinnerten ihn diese an die jüngsten Versuche von Wissenschaftlern, eine Karte des Kosmos zu entwerfen.
Die Skulptur besteht aus dem Klang, ergänzt durch drei sichtbare Elemente: Klavier, Papierbögen, Lautsprecher. Visuelle Bestandteile beschreiben akustische Vorgänge und umgekehrt. Drei weitere Elemente vervollständigen die Szenerie: Pianist, Computer und Publikum. Ganz im Sinne von John Cage's Frage: "Composing's one thing, performing's another, listening's a third. What can they have to do with one another?"
wave piano scenery player besteht aus drei Teilen, die während des Festivals zu unterschiedlichen Zeitpunkten erklingen.
Freitag, 19. Oktober ab 18:30 Uhr
1. Abschnitt (Anfang)
2. Abschnitt
3. Abschnitt (Anfang)
Samstag, 20. Oktober von 10:00 bis 20:00 Uhr
3. Abschnitt (Fortsetzung)
Sonntag, 21. Oktober von 10:00 bis 17:00 Uhr
3. Abschnitt (Abschluss)
1. Abschnitt (Abschluss)
- Festivaljahrgänge
- Donaueschinger Musiktage 2007
- Themen in diesem Beitrag
- Lorenzo Pompa, Marc Sabat, wave piano scenery player