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Zug statt Privatjet – Auftragsstudie der Band Massive Attack gibt Tipps für klimafreundlichere Live-Tourneen

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Welchen Anteil hat die Live-Musikindustrie am Klimawandel, und wie kann sie ihren CO2-Ausstoß verringern? Forscher*innen der britischen Universität Manchester haben dazu eine Studie mit Empfehlungen vorgelegt, die Künstler*innen helfen sollen, ihren Einfluss auf den Klimawandel und seine Auswirkungen zu begrenzen. Dafür haben sie seit Herbst 2019 den Fußabdruck der britischen Trip-Hop-Band Massive Attack analysiert .

Die Trip-Hop-Band Massive Attack aus Großbritannien bei einem Live-Konzert Zitadelle Berlin 2018
Klimafreundlichere Beleuchtung und Beschallung erforderlich? Die Trip-Hop-Band Massive Attack bei einem Live-Konzert in Berlin 2018

Zug fahren statt mit Privatjets fliegen, bei Konzerten und Tourneen Strom aus erneuerbaren Energien verwenden — das sind zwei der Vorschläge, die die Forscher*innen des Tyndall Centre for Climate Research aus Manchester in ihrer „Roadmap for the UK live music sector“ machen und die dazu beitragen sollen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die Vorschläge beziehen sich auf verschiedene Bereiche der Live-Musik-Industrie.

Massive Attack fordert einen Plan der britischen Regierung

Die Band Massive Attack hat sich nun anlässlich der Veröffentlichung der Studie zu Wort gemeldet und fordert die britische Regierung auf, selbst einen Plan vorzustellen, mit dem die Musikindustrie ihre CO2-Emissionen verringern kann.

Der Sänger Rob Del Naja, bekannt als „3D“, weist dabei der britischen Zeitung „The Guardian“ zufolge auf die große Bedeutung hin, welche die Live-Musikindustrie für die nationale Identität und das Selbstwertgefühl der Briten vor allem nach dem Brexit habe. Del Naja fragt: „Wo ist der Plan der Regierung, die Anpassungen zu unterstützen, die wir brauchen werden, um die Vereinbarungen des Pariser Abkommen zu erreichen? Er scheint nicht zu existieren.“

„Energiekonzerne geben die Verantwortung an die Kunden weiter“

Die Band hatte seit Jahren ihren CO2-Ausstoß kompensiert, sagte Del Naja. In den vergangenen Jahren seien die Mitglieder der Band allerdings enttäuscht über die geringen Auswirkungen gewesen, die diese Kompensationen hatten. Es sei der Eindruck entstanden, so der Künstler, dass die Energiekonzerne die Verantwortung für die Klimaauswirkungen einfach an ihre Kunden weitergeben würden.

Der Wunsch zu verstehen, wie die Livemusik-Industrie wirklich ihren CO2-Ausstoß verringern könnte, statt nur zu versuchen, die Klimaschäden zu mildern, führte sie zur Idee, das Tyndall Centre for Climate Change Research an der University of Manchester mit der jetzt vorgelegten Studie zu beauftragen, sagte Rob Del Naja: „Wir dachten, es würde gut sein, das zu machen, denn wie oft haben wir in einem Interview gesagt, wir würden liebend gerne etwas tun, aber wir wissen einfach nicht, was?“

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SWR