Ein Konzerterlebnis der besonderen Art: Die 1:1 Concerts mit Musiker*innen des SWR Symphonieorchesters
Es waren ausgewählte Orte in der Stadt, die das Festival-Feeling aus dem Festspielhaus hinaus nach Baden-Baden getragen haben: Vier Geschäfte waren Ausrichter für die 1:1 Concerts, musikalische Blinddates der besonderen Art. Eine Person am Instrument, ein Gast, eine Minute tiefer Blickkontakt und dann zehn Minuten voller Hingabe. Das Konzertformat der besonderen Art kam bei den Glücklichen, die in den Genuss einer der Shows kamen, hervorragend an.
Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, dass eine Person, die an ihrem Instrument so virtuos ist, nur für einen ganz alleine spielt? Wann kann man sich schon einmal voll und ganz auf ein Instrument und die Person, die es spielt, konzentrieren?
Man war sich einig: Dieses Format ist einzigartig. Auch die Musiker*innen sind begeistert von den 1:1 Concerts, bei denen sie sich ganz besonders gefordert sehen.
Eine Technobigband bringt das Festspielhaus zum Beben: Ein Abend mit der Jazzrausch Bigband
„Ein Wochenende sturmfreie Bude im Festspielhaus“: Mit frenetischem Applaus wurde diese Anmoderation vor dem Auftritt der Jazzrausch Bigband quittiert. Und diese sturmfreie Bude nutzen die Münchner von Jazzrausch direkt – es dauerte nicht lange, bis sich die ersten Besucher*innen von den Sitzen erhoben um zur Musik zu tanzen.
Bei ausgelassener Stimmung tanzte sich das Festspielhaus angestauten Coronafrust weg. Die studierten Jazzmusiker brachten im Nu mit ihrem Bigband-Techno den Saal zum Kochen. Auch wenn gerade die älteren Besucher*innen der Show zu Beginn einen zurückhaltenden Eindruck machten, verflog das Gefühl der Skepsis schnell und jung wie alt erhoben sich gemeinsam von ihren Stühlen. Die Jazzrausch Bigband war angetan und versprach: Wir kommen wieder, Festspielhaus!
Samba, Stilmix, Schwein und Schlammschlacht: Das Uppercut Dance Theatre überraschte das Publikum immer wieder
Wo noch am Vormittag die Festival-Besucher*innen im Workshop tanzten und experimentierten fand ein paar Stunden später die einstündige Show „Samba“ des dänischen Tanz-Ensembles Uppercut Dance Theatre statt. Die erste große Besonderheit: Es gibt keine klassische Bühne, auf der die Tänzer*innen ihr Stück darbieten. Die runde Arena, die als Bühne dient, befindet sich inmitten der Zuschauer*innen und sorgt so für eine besondere Nähe, die für eine ganz spezielle Atmosphäre während der Show sorgt.
Nah am Geschehen gab es dann auch viel zu bestaunen, denn der bunte Stilmix der Tanzkompanie sorgte für viel Abwechslung. Breakdance, Capoeira, Trommel-Elementen oder Klaviereinlagen sorgten gepaart mit einer Schweinemaske, die im Zentrum der Darbietung stand, für ordentlich Unterhaltung.
Die Show endete wortwörtlich in einem Saustall: Denn zum Abschluss gab es eine große Schlammschlacht. Das Publikum honorierte die ausgefallene Darbietung mit Standing Ovations.
Eine Show mit Schlagkraft: Die Schlagzeuger des Symphonieorchesters mit „Drumming“
Rund 40 Teilnehmer*innen jeder Altersklasse fanden sich in der Aula des Markgraf-Ludwig-Gymnasiums ein, um die Kombination aus Workshop und Konzert rund um Schlagzeug und Percussion teilzunehmen.
Beim Konzert wurde ein Stück des amerikanischen Komponisten Steve Reich dargeboten: „Drumming“ gilt wegen der anschaulichen Kompositionstechniken als wegweisend. Durch Wiederholungen und musikalische Überblendungen schuf Reich psychedelische Klangflächen – Urmodell all dessen, was heute oft elektronischen Geräten überlassen wird.
Auch wenn der Sound der Aula nicht ganz zu überzeugen wusste, waren die Zuschauer*innen ausnahmslos begeistert von der Show.
Der Headliner des Wochenendes: Vogeltechno-DJ Dominik Eulberg
Auf seinen Auftritt haben sich die meisten Festivalbesucher*innen das ganze Wochenende über gefreut: Dominik Eulberg, studierter Ökologe, verknüpft seine Expertise in Natur- und Vogelkunde mit der Musik. Seinen Minimal nennt er selbst gerne „Vogel-Techno“, in der Szene wird sein eigenwilliger Stil gerne als „Öko-Techno“ etikettiert – der Erfolg gibt ihm recht.
Bei einem Workshop konnten die Takeover-Teilnehmenden schon am Nachmittag an der Seite von Dominik Eulberg einen Blick auf seine Arbeit werfen. Auch wenn das Einfangen der Vogelgeräusche in Baden-Baden nicht ganz wie erhofft geklappt hatte, waren die Resonanzen durchweg positiv: Die Gelegenheit, einen Künstler bei seinen Kreativprozessen beobachten zu können, die nur wenige Stunden später in einer Live-Darbietung münden, bekommt man nicht alle Tage.
Der Auftritt im Foyer des Festspielhauses am späten Samstagabend war dann ein wunderbarer Abschluss für einen vielseitigen Festivaltag. Auch hier spürte man wieder, wie ausgehungert die Menschen in Zeiten der Pandemie nach Livemusik sind: Die Stimmung war in jedem Falle ganz besonders, was nicht zuletzt auch an den Klängen Eulbergs lag.