Verurteilungen blieben bislang aus
Bereits 2010 wurde R. Kelly, der bürgerlich Robert Sylvester Kelly heißt, wegen der Herstellung von kinderpornografischem Material angeklagt. Ihm wurde vorgeworfen — aufgezeichnet auf Video — Sex mit seiner 13-jährigen Patentochter gehabt zu haben. Der Star wurde jedoch freigesprochen, da nicht eindeutig geklärt werden konnte, ob er die Person im Video gewesen war.
Trotz mehrerer Anklagen kam es bislang nie zu einer Verurteilung des Musikers, der mit seinem R'n'B Hit „I believe I can fly“ einen der erfolgreichsten Songs der 1990er Jahre schrieb und außerdem als Produzent und Feature-Gast an vielen Charterfolgen beteiligt war. In mehreren Fällen konnte sich R. Kelly ferner mit den Klägerinnen außergerichtlich einigen.
Eine Dokumentation bringt zahlreiche Opfer und Zeug*innen zu Wort
Im Januar 2019 befasste sich die Doku-Serie „Surviving R. Kelly“ auf dem amerikanischen Sender Lifetime mit den Missbrauchsvorwürfen gegenüber R. Kelly. In der Serie werden zahlreiche Situationen aus dem Musikerleben Kellys geschildert, in denen er sich an Backgroundtänzerinnen oder Kolleginnen vergangen haben soll.
Die Betroffenen kommen dabei selbst zu Wort, darunter auch eine von Kellys Ex-Frauen. Außerdem schildert ein ehemaliges Crew-Mitglied Kellys, ihn beim Sex mit der damals noch minderjährigen Aaliyah gesehen zu haben.
Auch Musikerkollege John Legend trat in der Dokumentation auf, da es ihm nach eigener Aussage ein Anliegen war, den von Kelly missbrauchten Frauen mehr Gehör zu verschaffen:
Zahlreiche Kolleg*innen aus der Musikbranche haben sich von Kelly distanziert
Lady Gaga hatte 2013 das Feature „Do What U Want (With My Body)” mit R.Kelly veröffentlicht. Nachdem die Dokuserie „Surviving R.Kelly“ in den Vereinigten Staaten für Wirbel sorgte, bekundete Gaga Solidarität für die Frauen darin und ließ den gemeinsamen Song mit R. Kelly von ihrem Album entfernen.
Auch die Kanadierin Céline Dion, die mit Kelly 1998 das Duett „I'm your angel“ veröffentlichte, ließ den gemeinsamen Song von YouTube entfernen. Ferner schlossen sich dem Boykott der eigenen Ko-Produktionen Musiker*innen wie Ciara, die Pusscat Dolls oder Phoenix an.
R. Kelly bestreitet die Vorwürfe, doch die Beweise erscheinen erdrückend
Im Februar 2019 erging ein Haftbefehl gegen R. Kelly. Zu Last gelegt wurde ihm sexueller Missbrauch Minderjähriger in neun Fällen, die sich zwischen den Jahren 1998 bis 2010 erstreckt haben. Kelly bestreitet die illegalen Handlungen bis heute. Gegen die Zahlung einer Kaution gelangte Kelly auf freien Fuß.
Doch die Freiheit währte nicht lange: Nur fünf Monate später wurde der Sänger erneut verhaftet. Die Staatsanwaltschaft führt dieses Mal 13 Straftaten in ihrer Anklage auf, darunter Herstellung von Kinderpornografie, Verführung einer minderjährigen Person, sexuelle Ausbeutung und Behinderung der Justiz. Erneut bestreitet Kelly jegliche Vorwürfe. Immer wieder wurde auch in US-amerikanischen Medien berichtet, dass R.Kelly sich in seinen Anwesen eine Art Sex-Kult eingerichtet haben solle, wo er sich Frauen, Mädchen und in wenigen Fällen sogar Jungen durch Zwang und Einschüchterung gefügig mache.
Posthume Kronzeugin: Aaliyah
Während in Chicago und Minnesota noch andere Verfahren anhängig sind, beginnt nun am 18. August 2021 in New York der Prozess gegen den ehemaligen Weltstar, bei dem die Anwälte Kellys bereits in einer Anhörung einräumten, dass ihr Mandant mit der damals minderjährigen Sängerin Aaliyah Sex hatte. Als posthume Kronzeugin unter dem Namen „Jane Doe“ wird die als „Baby Girl“ bekannte Sängerin geführt.