Große Namen ziehen, Newcomer*innen haben es schwer
Mit dem Aus für die Quarantäne-Beschränkungen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg nähert sich die allgemeine Lage immer mehr dem Status Quo vor Corona an. Doch für die Konzertbetriebe im Südwesten ist es noch ein langer Weg bis zur Normalität.
Zwar schaffen es vor allem große Bands und bekannte Namen wieder, die Konzertsäle zu füllen, aber gerade aufstrebende, junge Musiker*innen geraten durch ausbleibende Ticketverkäufe und Konzertabsagen in die Krise.
Rückgang von bis zu 70 Prozent im Kartenverkauf
In der Altersgruppe der 30- bis 60-jährigen gäbe es bei den Kartenverkäufen einen Rückgang von 60 bis 70 Prozent, berichtet Markus Graf, geschäftsführender Vorsitzende des Kompetenzzentrums Popularmusik Rheinland-Pfalz. Es handele sich um eine massive Krise.
Betroffen vom Rückgang sind dabei vor allem kleinere Veranstaltungshäuser mit bis zu 1.000 Plätzen. Das Publikum habe offenbar die Freude am Ausprobieren und Experimentieren verloren, sagt Johannes Frisch, Pressesprecher des Tollhauses in Karlsruhe.
Kostenlose Veranstaltungen sind meistens voll
Insgesamt sorge dies im Tollhaus für einen Publikumsrückgang von zehn bis dreißig Prozent. Annette Loers vom Stuttgarter Kulturzentrum Merlin sieht die gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten als zentralen Grund für den Rückgang der Besuchszahlen.
Kostenlose Konzerte seien meist voll besucht, so Loers. Auch beim Sudhaus in Tübingen haben die geringen Kartenverkäufe bereits zu Stornierungen von Konzerten geführt, bestätigt Geschäftsführer Adalbert Sedlmeier.
Pop- und Rock-Szene ist stärker betroffen als der Klassikbetrieb
Während die Rock- und Popszene unter den ausbleibenden Ticket-Verkäufen leidet, scheint der Klassikbetrieb im Südwesten nicht so dramatisch betroffen.
Dank der Förderung vieler Konzerte durch die öffentliche Hand und insgesamt kleinerer Säle sei die Förderung junger Musiker*innen nicht gefährdet, sagt Prof. Karl Böhmer, Wissenschaftlicher Direktor der Villa Musica.