Jazz

Jazzpreis 2018 geht an Sebastian Gille

Stand

Liz Kosack hat den renommierten SWR Jazzpreis erhalten. Die Keyboarderin und Synthesizer- Spezialistin favorisiert offene Konzepte der Improvisation, tritt live nur mit selbst angefertigter Maske auf und liebt es, „Erwartungen zu untergraben“, wie sie in SWR2 sagt. Als Mitglied des KIM-Kollektivs realisiert Liz Kosack immer wieder beeindruckende Konzertabende in multimedialen Aufführungsformaten und stellt die traditionellen Parameter des Jazz in Frage. Die Preisverleihung fand am 7.11. statt.

Der in Köln lebende Saxofonist Sebastian Gille wurde mit der ältesten Jazz-Auszeichnung im deutschsprachigem Raum ausgezeichnet. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und wird alljährlich gemeinsam vom Land Rheinland-Pfalz und dem Südwestrundfunk vergeben. Das Preisträgerkonzert fand im Rahmen des Enjoy Jazz Festivals am 15. Oktober statt.

Wenn Sebastian Gille in sein Instrument bläst, denkt er nicht ans Saxofon oder daran, wie ein Saxofon klingen muss. Mit ihm gewinnt ein Bläser den SWR Jazzpreis, der ein großer Klang-Beseeler ist. Ein Improvisator, der Sound-Dynamik zum Mittel seines Ausdrucks macht.

Musikalisches Zentralgestirn in Köln

Für seine 34 Jahre hat der Saxofonist schon viel erlebt. Er war mit der um zwei Generationen älteren Saxofon-Legende Dave Liebman auf Tour. Er hat eigene Stücke mit der NDR Bigband gespielt – arrangiert vom europäischen Schwergewicht Michael Gibbs. Lange Zeit war Gille der Hamburger Szene verbunden, bis er im vergangenen Jahr nach Köln zog. Dort ist er zu einem musikalischen Zentralgestirn im Kreis der Bands um Pablo Held, Robert Landfermann oder des Klaeng-Kollektivs geworden. Und auch SWR2 Hörer kennen ihn: Zuletzt hat er das 50. SWR NEWJazz Meeting mitgeprägt.

YouTube-Video: Sebastian Gille beim 50. SWR NEWJazz Meeting

Aufgewachsen ist Sebastian Gille in Hoym, einem Dorf nahe bei Quedlinburg. Dort entstand der brennende Wunsch Saxofon zu spielen beim Hören von Pop-Musik. Michael Breckers Solos auf Donalds Fagens Album „Nightfly“ wiesen ihm anfangs den Weg. Dann entdeckte Gille über Chris Potter und Joe Lovano ältere Saxofon-Sprachen; die großen, dunklen, rauchigen, luftigen Sounds der frühen Tenorsaxofonisten. Ihr Volumen und die Kunst, den Klang zu formen und zu verändern, faszinieren ihn.

Verliebt in den Live-Moment

Sebastian Gille hat erst eine einzige Platte unter eigenem Namen gemacht. Kein Makel: Gille sträubt sich dem Dokumentarischen, er liebt den Live-Moment und ist als gleichberechtigte Stimme heute im deutschsprachigen Raum so gefragt wie nur wenige andere Jazzbläser zwischen Tradition und Experiment. Die 15.000 Euro Preisgeld will er nutzen, um ein neues Album zu realisieren. So vielfältig seine Musik ist, eines ist klar: Wenn Sebastian Gille ins Saxofon bläst, dann hört man kein Saxofon. Man hört Sebastian Gille.

Stand
Autor/in
SWR