Die Fuggerei in Augsburg – Eine der ersten Sozialsiedlungen
Bereits im 16. Jahrhundert hatte der Augsburger Kaufmann Jakob Fugger („der Reiche“) die Idee, bedürftigen Bürgern ein Dach über dem Kopf zu geben.
Der gläubige Christ stiftete eine Reihenhaussiedlung aus 52 Häusern, zu der auch eine Kirche, ein Brunnen und drei Stadttore gehörten. Die Wohnungen waren für die damalige Zeit großzügig und hatten alle einen separaten Eingang.
In der Fuggerei wohnen durften unschuldig in Not geratene Handwerker und Tagelöhner. Sobald sie sich finanziell erholt hatten, mussten sie wieder ausziehen.
Arbeitersiedlungen – Eine Begleiterscheinung der Industrialisierung
Nicht nur rund um die Zechen im Ruhrgebiet, auch im Schatten anderer Industrien entstanden Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts sogenannte Arbeiterkolonien.
So ließ auch die BASF in Ludwigshafen ab 1872 rund 400 Werkswohnungen errichten: In der Hemshof-Siedlung gab es verschiedene Gebäudetypen aus Backstein: einfache Arbeiterhäuser und komfortablere Häuser für Meister und die „Aufseher“. Die „Aniliner“ wohnten für kleines Geld direkt vor den Werkstoren und konnten damit an das Unternehmen gebunden werden.
Die Berliner Großsiedlungen der 20er-Jahre – Heute UNESCO-Welterbe
Anfang des 20. Jahrhunderts quollen die Großstädte förmlich über. Berlin war damals ein riesiger Industriestandort, bot aber gleichzeitig viel zu wenig Wohnraum. Das führte zu katastrophaler Hygiene und zur Verarmung der Arbeiterschaft.
Die Antwort auf dieses Problem waren die berühmten Berliner Großsiedlungen, von renommierten Architekten der Moderne entworfen: Bruno Taut etwa plante an mehreren Quartieren mit, auch an der sogenannten Hufeisen-Siedlung mit etwa 2.000 Wohnungen.
Hier wurden die Standards für den sozialen Wohnungsbau von heute entwickelt: gut geschnittene Wohnungen mit Küche, Bad, Balkon und viele Gärten und Grünanlagen.
Der schnelle Wiederaufbau – Satellitenstädte der 60er-Jahre
Nach dem Zweiten Weltkrieg fehlten in Westdeutschland Tausende von Wohnungen. Deshalb wurden an den Peripherien vieler Städte, ähnlich wie in den 20er-Jahren, große Siedlungen hochgezogen, und zwar bis in die 70er-Jahre hinein.
Ein typisches Beispiel ist der Mannheimer Stadtteil Vogelstang, für den 1964 der Grundstein gelegt wurde. Zehn Jahre später lebten in der Großsiedlung bereits 18.000 Menschen, ein Teil in geförderten Wohnungen, der andere Teil in Eigentum.
SWR Retro Abendschau Das Wohnviertel Mannheim-Vogelstang entsteht
Im neuen Stadtviertel Mannheim-Vogelstang soll für 450 Mio. DM Wohnungen für 20.000 Menschen Wohnungen gebaut werde.
Auch in der DDR entstanden innerhalb kurzer Zeit große Wohnsiedlungen auf der grünen Wiese wie etwa die Plattenbau-Siedlung Wolfen in der Nähe des Chemie-Standorts Bitterfeld.
Ökologisches Bauen als Konzept – Das Quartier Vauban in Freiburg
Passivhäuser, Niedrigenergie-Häuser, Solarpaneele auf den Dächern und weitestgehend autofrei: Das Freiburger Stadtviertel Vauban versteht sich als Modellstadt und gilt bundesweit als Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Bauen und Wohnen.
Auf dem ehemaligen Kasernengelände leben heute etwa 5.500 Menschen, darunter viele Familien mit Kindern. Die alternative Siedlung entstand ab 1998, teilweise auch unter Bürgerbeteiligung. Es gibt ein inklusives genossenschaftliches Wohnprojekt und einen Verein, der sich um soziale und kulturelle Angebote im Vauban kümmert. Ein wunder Punkt: der geringe Anteil an Sozialwohnungen.