In einer öffentlichen Veranstaltung anlässlich der 26. Baden-Württembergischen Theatertage erzählt der Intendant des Stadttheaters Aalen, Tonio Kleinknecht, von den Herausforderungen, Theater im ländlichen Raum zu machen. Als kleines Haus für ein vielfältiges Publikum zuständig sei es ein Glück, „dass wir alles ausprobieren dürfen“. Zum Beispiel den 1. Aalener Stückemarkt, aus dem vielleicht mal ein dramatischer Literaturpreis werden könnte, schmunzelt der Theaterchef, der gern einen Stein ins Wasser wirft und zuschaut, wie groß die Ringe in der Stadtgesellschaft werden.
Beitrag leisten zu einer kulturellen Identität
Mit ihren knapp 70.000 Einwohnern erfährt Tonio Kleinknecht Aalen am Rand der Schwäbischen Alb als eine sehr heterogene Stadt: viel ländlicher Raum, ein internationaler Optikkonzern, eine große türkische Community, eine technische Hochschule. Als Intendant sieht er seine Aufgabe darin, diese Menschen zusammen- und ins Gespräch zu bringen. Mit dem neuen Kulturbahnhof, in dem Musikschule, Programmkino und Stadttheater gemeinsam untergebracht sind, sei man damit auf einem guten Weg. Präsenz zeigt das Ensemble zudem mit einem Stand auf dem Wochenmarkt.
Langeweile auf dem Spielplatz fördert künstlerische Produktivität
In Rottweil hat er zusammen mit Dramaturgin und Ehefrau Tina Brüggemann das Zimmertheater aufgebaut. Die gemeinsame Leitung, eine volle Stelle, wurde geteilt, so dass Beide zwischen künstlerischer – und Erziehungsarbeit wechseln konnten. Man muss lernen zu trennen, wann ist es die Kollegin, wann ist es privat. Es sei schön, gemeinsame Lebenserfahrungen zu teilen, lacht Tonio Kleinknecht und erinnert sich an lange Stunden mit seinen Kindern auf dem Spielplatz. Dann sehne man sich wieder nach kreativer Arbeit.
Mehr Work-Live-Balance wird auch am Theater eingefordert
In seinem Ensemble am Aalener Stadttheater arbeiten die Schauspieler-Kollegen aktuell wegen der Kinder in Teilzeit, die Schauspielerinnen dagegen in Vollzeit. Da ist eine Menge Flexibilität bei der Disponierung und bei den Proben gefragt. „Aber an so einem kleinen Haus geht das ganz gut“, meint Tonio Kleinknecht und fügt hinzu: Das sei überall an den Theatern ein Thema, zumal eine jüngere Generation jetzt viel stärker Work-Life-Balance einfordere. Das Feldbett im Theater aufschlagen ist keine Option mehr.