In den USA ist ein Streit entbrannt über Dietrich Bonhoeffer. Fast Hundert Nachkommen des deutschen Theologen und NS-Widerstandskämpfers werfen der Produktionsfirma eines Bonhoeffer-Biopics vor, die Geschichte zu verdrehen und Bonhoeffer zur Identifikationsfigur für Rechte und religiöse Hardliner zu stilisieren. Diese Versuche stellten Bonhoeffer in ein völlig schiefes Licht, sagt der Publizist Arnd Henze in SWR Kultur.
Umdeutung von Widerstand
„Bonhoeffer hat eine Theologie entwickelt, die sich immer an den Schwächsten, an den Opfern ausgerichtet hat“, erklärt im Interview mit SWR Kultur am Morgen der Publizist und Theologe Arnd Henze, der sich lange mit Dietrich Bonhoeffer beschäftigt hat.
Der in den USA angelaufene Film „Bonhoeffer: Pastor. Spy. Assassin“ (zu deutsch: Pfarrer. Spion. Attentäter) über den deutschen Theologen, NS-Gegner und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer mit Jonas Dassler in der Hauptrolle, ist umstritten und lässt über die Hauptfigur sprechen, die ausgerechnet für rechte Populisten attraktiv geworden ist.
Wie kann es dazu kommen, dass ausgerechnet der Mann, den die Nazis als Angehörigen des Widerstands ermordet haben, zu einer Identifikationsfigur für neue Rechte und religiöse Hardliner wird? Indem er, entgegen der Realität, zum „Kämpfer gegen den tiefen Staat“ und den „Feind im Inneren“ stilisiert werde, so Henze weiter.
Bonhoeffer: „Eine sperrige Figur“
Jeder Versuch, den Theologen „nationalistisch zu überhöhen“, sein Denken zu einer „Theologie des Starken“ zu machen, stelle Bonhoeffer in ein „völlig schiefes Licht“. Bonhoeffer sei eine sperrige Figur, die es einem nicht leicht mache, eine Herausforderung für die evangelische Kirche – und tauge nicht zum Säulenheiligen, sagt Henze weiter.