Das Zuviel an Touristen spaltet die Bevölkerung
Oft ist das „Zuviel“ an Tourismus eine subjektive Wahrnehmung. Die Tourismusverbände von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sehen auf Anfrage des SWR keinen flächendeckenden Overtourism im Südwesten, sondern nur vereinzelte Hotspots. Typischerweise liegen diese Orte an Seen oder in Tälern, wo sich im Sommer viele Menschen sammeln – ein Phänomen, das Bewohner am Bodensee, an der Mosel oder im Allgäu zur Hauptreisezeit wohl bestätigen können.
Das Umweltbundesamt listete im Jahr 2023 besonders Tourismus-intensive Gemeinden in Deutschland auf. Dazu zählen Orte wie Timmendorfer Strand und Sylt, aber auch Gemeinden im Südwesten, die eine bis zu zehnmal höhere Tourismusdichte aufweisen als der nationale Durchschnitt.
Im Speziellen waren aus Rheinland-Pfalz vertreten:
- Biersdorf am See,
- das historische Cochem,
- das legendäre Nürburg,
- das charmante Bernkastel-Kues,
- Beilstein,
- Ernst und
- Manderscheid.
Eine Umfrage der FH Westküste aus dem Jahr 2022 ergab, dass zwischen 6 und 7 Prozent der Menschen in Rheinland-Pfalz eine negative Haltung gegenüber Touristen einnehmen, vor allem in den Hotspot-Gemeinden.
Aus Baden-Württemberg fanden sich auf der Liste des Umweltbundesamts die Orte
- Feldberg im Schwarzwald,
- Rust,
- Hagnau am Bodensee,
- Badenweiler,
- Gailingen am Hochrhein und
- das malerische Hinterzarten.
Alles Beispiele neben beliebten Städten wie zum Beispiel Heidelberg, die mit erhöhtem Besucher*innen-Aufkommen zu schaffen haben. Am Ende zählt die subjektive Schmerzgrenze der Einheimischen: Je mehr Touristen, desto niedriger die Akzeptanz.
Bodensee-Bewohner fühlen sich im Sommer überlastet
In den letzten zehn Jahren zum Beispiel hat sich die Zahl der Touristen, die Konstanz besuchen, fast verdoppelt. Besonders samstags sind die Straßen und Strände voller Tagesgäste. Viele Einheimische empfinden dies mittlerweile als Belastung, wenn sie sich durch die überfüllte Stadt bewegen müssen.
Es wäre hilfreich, wenn es in Konstanz mehr Rückzugsorte speziell für die Einheimischen gäbe, an denen sie vor den touristischen Aktivitäten geschützt sind und attraktive Angebote, von denen die einheimische Bevölkerung und die Touristen gleichermaßen profitieren.
Strategien gegen den Overtourism entwickeln
Wie also umgehen mit den immer größeren Tourist*innen-Strömen im Sommer? Das Tourismus-Kompetenzzentrum des Bundes hat in einer Umfrage unter Tourismus-Organisationen Vorschläge zur Minimierung der Umwelt-Auswirkungen zusammengetragen.
Sie fordern unter anderem Ressourcen-schonende Mobilitätsangebote, verstärkte Maßnahmen zur Lenkung der Besucher- und Verkehrsströme, mehr Aufklärung und Sensibilisierung der Reisenden und die Einbindung der einheimischen Bevölkerung.
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