Zeitgenossen

Ernst Seidl: „Bereits der Homo sapiens schuf Kunst.“

Stand
Autor/in
Ruth Jakoby

Prof Ernst Seidl thront auf Schloss Hohentübingen als Herr über Schätze der unterschiedlichsten Art: Fragile Eiszeitkunst, die zum UNESCO- Weltkulturerbe zählt, das älteste Riesenweinfass der Welt oder das Schlosslabor, die Wiege der Biochemie. Insgesamt über 70 Sammlungen gehören zum MUT, dem Museum der Universität Tübingen. Mit Verve und Expertise arbeitet der profilierte Kunsthistoriker Seidl daran, dieses Potential einem breiteren Publikum zu erschließen.

„Der homo sapiens sieht sich selbst als schöpfendes Wesen.“

Es war ein großer intellektueller Schritt für den Homo sapiens vor 40.000 Jahren, Tiere und andere Gegenstände seines Alltags aus Mammutelfenbein nachzubilden. Die im MUT ausgestellten Pferde-, Mammut- oder Löwenplastiken stammen alle von Fundorten auf der Schwäbischen Alb. Die ältesten figürlichen Kunstwerke der Menschheit sind darüber hinaus wahrscheinlich auch die ältesten Nachweise für Religiosität im weitesten Sinne, betont Ernst Seidl. Für ihn steht daher fest: „Die Eiszeitmenschen waren uns sehr nah.“

Raubgut in Museen

Wenn es der Terminkalender gestattet, mischt sich Ernst Seidl sachkundig in aktuelle Debatten ein – wie z. B. in die über das Berliner Humboldtforum oder den Umgang mit kolonialer Raubkunst oder NS-Raubgut. Da gibt es für den Direktor des Tübinger Universitätsmuseums nur eine Haltung: „Wir möchten aus historischer Verantwortung und aus ethischen Gründen nicht, dass in unseren Beständen Unrechtsverhältnisse aufrechterhalten werden.“

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Autor/in
Ruth Jakoby