Endlich ankommen im „Aufbau-Alltag“ – das wünscht sich die Landrätin von Ahrweiler, Cornelia Weigand, sehnlich. Denn noch stünden sie, was den Wiederaufbau im Ahrtal nach der Flutkatastrophe am 14. Juli 2021 anbelangt, immer noch am Anfang. 134 Menschen sind damals allein in Rheinland-Pfalz ums Leben gekommen. Rund 9.000 Häuser wurden zerstört oder beschädigt. Es sei einiges gelungen in diesem Jahr, so die Landrätin, einzelne Häuser seien schon wieder bezogen worden, einzelne Geschäfte konnte wiedereröffnen, Straßen eingeweiht werden: „Aber an vielen Stellen haben wir noch ein großes Stück Weg vor uns.“
Hilfsgelder können nicht fristgerecht beantragt werden.
Ein großes Problem sei der Ablauf der Frist für die Antragstellung, um Hilfsgelder aus dem Wiederaufbaufonds zu bekommen. 14 Milliarden Euro sind für die Ahrregion vorgesehen. Die Frist endet am 30. Juni 2023, bis dahin müssen alle Anträge gestellt sein. „Das ist für uns schier nicht zu schaffen“, sagt Cornelia Weigand: „Alleine bei den Kommunen, der öffentliche Hand sind die Schäden abgeschätzt bei ungefähr 4,1 Milliarden Euro. Dahinter stehen fast 2.800 Maßnahmen. Und für jede einzelne dieser Maßnahmen, muss ein Antrag gestellt werden mit entsprechenden Unterfütterungen von Planungsdetails usw. Das ist nicht bis Ende Juni zu schaffen.“ Rund 400 Anträge seien bisher erst gestellt worden.
Schwersttraumatisierte Anwohner.
Auch bei den Privathaushalten ist die Frist ein großes Problem. Es gibt inzwischen mobile Teams, die von Haus zu Haus gehen und die Hilfe beim Ausfüllen der Anträge anbieten. „Es gibt Menschen, die sind schwersttraumatisiert, die haben alleine nicht die Energie“ betont Weigand.
Bundeskanzler und Ministerpräsidentin machen Zusagen.
Zum Gedenktag am 1. Jahrestag der Flutkatastrophe hatte die ganze Republik ins Ahrtal geschaut, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer nahmen an den Gedenkfeiern teil. Die Landrätin Cornelia Weigand hat die Chance genutzt, um in Hintergrundgesprächen auf den Ablauf der Frist aufmerksam zu machen. Man habe ihr auch mündlich zugesagt, sich um die Verlängerung zu kümmern. Verlängert wurde diese bisher aber nicht.