Zeitgenossen

Claus Ruhe Madsen: „Wir müssen im Leben Stiefel anziehen!“

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Interview
Doris Maull

Herausragende Erfolge in der Bekämpfung der Pandemie

Als erster ausländischer Bürgermeister einer deutschen Großstadt ist der gebürtige Däne Claus Ruhe Madsen vor allem wegen seines erfolgreichen Corona Managements bundesweit berühmt geworden. U. a. durch das frühe Schließen von Schulen, Restaurants und Theatern bei gleichzeitigem konsequenten Testen, hat er die Inzidenzzahlen in Rostock extrem niedrig halten können. Nur 44 Menschen sind dort bislang an oder mit Corona verstorben. „Meine Energie kommt von der Bereitschaft, nach vorne zu schauen, zu überlegen, was kann ich machen“, sagt Ruhe Madsen.

„Es gab keine Telefonnummer, die ich anrufen konnte“

Viele Menschen hätten mittlerweile vergessen, wie dramatisch die Lage bei Ausbruch der Pandemie tatsächlich gewesen sei, erinnert er sich. „Wir hatten damals keine Schutzausrüstung, keine Desinfektion.“ Gleichzeitig habe es keine Leitschnur gegeben, an der er sich entlang hangeln konnte. Und dennoch hätten alle immer in Richtung Oberbürgermeister geschaut. Dinge neu zu denken, galt schon immer als Markenzeichen des 49-jährigen ehemaligen Möbelunternehmers. Die FAZ nennt den parteilosen Ruhe Madsen einen „zupackenden Macher, der nah an den Menschen dran ist“.

Ein Bürgermeister ist mehr Handwerker als Politiker

Als OB von Rostock sei er viel unterwegs, sagt Ruhe Madsen. „Man ist unter den Menschen, man ist bei vielen Vereinen, man netzwerkt.“ Deshalb fühle er sich auch als einer der Bürger. Das sei was völlig anderes als Minister oder Ministerin zu sein. „Da ist die Entfernung viel weiter weg von den Menschen“, behauptet der passionierte Rostocker Oberbürgermeister. Obwohl er 80 Stunden pro Woche arbeite, sei das Amt des OB ein „ganz toller Job“.

Noch immer keine 100-Prozent Lösung gegen Corona

Auch in Zeiten der vierten Welle der Pandemie gäbe es immer wieder Überraschungen, sagt Ruhe Madsen. „Dann kommt da doch wieder ein neues, kleines Gespenst um die Ecke.“ Wichtig sei es deshalb jetzt, den gesunden Menschenverstand einzusetzen. Der Rostocker OB warnt davor, die Gesellschaft noch einmal herunterzufahren. Stattdessen müssten wir lernen, dass das Leben eben nicht ohne Risiko ist. „Mir wäre es wichtig, dass wir akzeptieren, dass nicht alles optimal ist und aufhören mit dem Finger auf andere zu zeigen“, so Ruhe Madsen. Stattdessen sollte jeder Bürger und jede Bürgerin überlegen: Wie kann ich mich einbringen, so dass wir weiterkommen.

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Doris Maull