Zeitgenossen

Ariane Müller: „Erst wenn wir etwas total Sexistisches umgedreht machen, wachen die Leute auf.“

Stand
Autor/in
Anita Schlesak

Sie steht auf der Bühne, seit sie 15 ist. Als Pianistin und Gitarristin, Theatermusikerin, Komikerin und Songwriterin: Ariane Müller aus Ulm. Im vorigen Jahr hat sie – quasi zum 40. Geburtstag  – den Deutschen Kleinkunstpreis in der Kategorie Chanson gewonnen, als eine Hälfte des weiblichen Duos „Suchtpotenzial“. Jetzt gibt es den bayerischen Kleinkunstpreis obendrauf. Mit „sexueller Belustigung“, so der treffende Titel des Programms, dreht das Duo seit 2013 den Spieß im Kampf und Krampf der Geschlechter genüsslich um. Gerne auch mit derben Sprüchen, die sonst Männern vorbehalten sind.

„Nicht alle Frauen lieben Prosecco und rosa Kleidchen“

Ariane Müller, die mit Reinhard Mey entfernt verwandt ist, und ihre Partnerin (Julia Gámez Martin), beide bekennende Dosenbiertrinkerinnen, treiben auf der Bühne ihre politisch gar nicht korrekten Späße: „Hier der Tontechniker ist aber süß, der provoziert mit seinen engen Hosen, der kriegt nachher einen Klaps drauf.“ Beim bitterbösen Rollentausch werde offensichtlich, „wie ständig über Frauen geredet wird“. Dabei drehe es sich keineswegs um das Geschlecht, sondern um Machtverhältnisse in unserer Gesellschaft, betont Ariane Müller, die 2006 als junge Mutter neben ihrer Leidenschaft für die Musik auch noch ihren Magister in Sozialwissenschaften absolvierte: im Fernstudium!

Kultsong „Ficken für den Frieden“ erntet Millionen Klicks

Das Friedenslied mit der obszönen Übersetzung für den Hippie-Slogan „Make love, not war“ ist ihr Hit, bei dem das Publikum am Ende der Show gerne mit grölt. „Meine Mutter oder sehr kultivierte Frauen gucken natürlich erst mal, wenn wir so vom Leder ziehen“, räumt die Ulmer Musikerin mit der blonden Löwenmähne, ihrem Markenzeichen, gerne ein. „Wenn man sich aber darauf einlässt, kann es auch unglaublich befreiend sein.“

Der Humor ist in jeder Lage Ariane Müllers Allzweckwaffe: „Alles nicht so ernst nehmen, weil ich sonst an der Welt verzweifeln würde

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Autor/in
Anita Schlesak