Der Berliner Fotograf Andreas Mühe ist ein ganz besonderer Chronist der deutschen Historie. In seinen großformatigen Inszenierungen überlagern sich persönliche und nationale Geschichte auf unverwechselbare Weise. „Mein Geburtsort ist Karl-Marx-Stadt – mittlerweile eine schöne Provokation, das so nennen, wie es im Pass steht.“
Andreas Mühe ist Urenkel eines Nationalsozialisten, den die Rote Armee erhängte, Sohn der Theaterleute Annegret Hahn und Ulrich Mühe, sozialisiert in der DDR, später Lieblings-Porträtist von Angela Merkel. All das spiegelt sich in seinem fotografischen Werk.
„Wenn ich mit der großen Kamera komme, denken die Leute, ich wäre der Röntgenarzt“
Andreas Mühe arbeitet ausschließlich analog, am liebsten mit der klassischen Großformat-Kamera. „Bald geht mir das Material aus, es gibt schon keine Polariods mehr“, berichtet er, „aber die Konzentration und die Ruhe, die der langsame Arbeitsprozess mitbringt, sind gut fürs Ergebnis.“
„Meine Fotografien sind Aufführungen zur deutschen Geschichte“
An seinem bisher aufwändigsten Projekt „Mischpoche“ hat Andreas Mühe vier Jahre gearbeitet: Familienportraits mit Protagonisten der letzten fünf Generationen – wobei die Toten als lebensechte Repliken in Wachs und Silikon nachgebildet wurden und nun mit den Lebenden die Bühne teilen. Über künftige Projekte sagt der Künstler: „Mal sehen, vielleicht lasse ich eines Tages mal eine Puppe von Putin machen, um sie zu fotografieren.“