Zeitgenossen

Alena Buyx: „Wir müssen es so gerecht wie möglich machen“

Stand
Interview
Doris Maull

Pandemie als enorme Herausforderung

In der Corona-Krise müssten so viele unterschiedliche Dinge gleichzeitig berücksichtigt werden, sagt die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates. „So sehr ich die Kritik an politischer Entscheidungsfindung verstehen und nachvollziehen kann und zum Teil selbst einstimme, so sehr muss man sich klar machen, wie schwer das ist, immer alle Aspekte in den Blick zu nehmen“.

Im Moment gehe es darum, es so gut und so gerecht wie möglich zu machen.

Enorme Dichte des argumentativen Austausches

Dabei betont die Medizinethikerin: „Argumente zu hören hat für mich höchste Priorität“. Als Vorsitzende des Deutschen Ethikrates ist es ihre Aufgabe, die Pluralität der Meinungen zu moderieren und nach außen zu repräsentieren.

Dabei nehme sie einerseits wahr, so Buyx, dass das Einmauern in eigenen Positionen zunehme. „Gleichzeitig wird so viel öffentlich diskutiert und sich ausgetauscht – das finde ich als Ethikerin gut“, so Buyx. „Wir erleben gegenwärtig eine nie dagewesene Dichte des argumentativen Austauschs“.

Beschäftigung mit Ethik fördert ethisches Verhalten

Tatsache sei, dass es einen schon forme, wenn man sich – wie sie – im Alltag ständig mit ethischem Verhalten beschäftige. „Ich hoffe, dass das ständige Nachdenken über gutes und richtiges Handeln mein Verhalten prägt“. Dennoch würde sie sich nicht einbilden, „dass ich moralisch den Hut aufhabe“.

Für den Beruf der Medizinethikerin habe sie sich entschieden, weil sie ein brennendes Interesse an den Themen verspürte, bei denen sich Medizin und Geisteswissenschaften begegnen, erinnert sich Buyx.

Vorsitz im Deutschen Ethikrat als Bürgerpflicht

Die 43-jährige Medizinethikerin stellt sich seit Mai 2020 der Herausforderung. Das Zweitstudium der Philosophie und Soziologie hilft ihr bei der Abwägung komplizierter ethischer Fragestellungen, die derzeit zu ihrem Alltag gehören.

„Das ist so eine relativ tief verwurzelte Bürgerpflicht, dass man denkt, wenn man irgendetwas beitragen kann sinnvoll in einer solchen Situation, dass man da selbstverständlich versucht, diesen Beitrag auch zu leisten“.

Medizinethik — heiß diskutiert

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Doris Maull