Deutschland bekommt wohl einen sogenannten Veteranentag. Er soll das Bewusstsein stärken für die Leistungen früherer Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr. Im Deutschen Bundestag zeichnet sich dafür eine breite Mehrheit aus den Parteien der Ampelkoalition und der Union ab. Als möglicher Tag im Kalenderjahr ist der 12. November im Gespräch. Am 12. November 1955 ist die Bundeswehr gegründet worden.
Mit Veteranen verbinde ich Bilder alter Männer, die bei Gedenkfeiern in Paris oder Moskau Weltkriegsorden tragen. Deutschland dagegen bleibt, was den Veteranenbegriff angeht, weiterhin geteilt. In den alten und 1990 hinzugekommenen Bundesländern gelten sogar ehemalige Wehrpflichtige als Veteranen. In den neuen Ländern nur Angehörige der Nationalen Volksarmee, die in die Bundeswehr gewechselt sind.
Für diese einerseits beschnittene, andererseits aufgeblähte Personengruppe soll jetzt ein Gedenktag kommen. Ich werde den Verdacht nicht los, dass die politische Klasse sich vor allem selbst einen Gedenktag spendiert. Er bietet eine weitere Gelegenheit für Fensterreden mit wenig Wirklichkeitsbezug. Während etwa der Bundespräsident den tapferen Dienst am Vaterland würdigt, denkt das gemeine Volk an falsch bestellte Funkgeräte für Leopard-Panzer oder das Edelholz des restaurierten Schulschiffs „Gorch Fock“. Ich selbst denke an den schmählichen Rauswurf der Bundeswehr aus Afghanistan und Mali.
Fensterreden kosten zum Glück nichts und Fensterredende werden auch nicht an ihnen gemessen. Kein Wunder, dass der Veteranentag so rasch Karriere im Bundestag gemacht hat.