Bis minus 10 Grad, Dauerfrost und Schnee - bei solchen Wetteraussichten sind die meisten von uns heilfroh, wenn sie sich in ihr warmes Zuhause zurückziehen und auf der Couch gemütlich eine Tasse Tee trinken können. Für Obdachlose bedeuten die eisigen Temperaturen oft den puren Kampf ums Überleben.
Wie viele Obdachlose leben in RLP?
Tipp 1: Aufmerksam sein
Tipp 2: Kältebus rufen
Tipp 3: Notunterkünfte benachrichtigen
Wie viele Obdachlose leben in RLP?
Der Paritätische Wohlfahrtsverband in Rheinland-Pfalz hat nach eigenen Angaben keine Anhaltspunkte, wie viele Menschen im Land aktuell obdachlos sind. Bei der letzten Erhebung aus dem Jahr 2020 hatten Kommunen und freie Träger 6.044 Wohnungslose gemeldet.
Deutschlandweit gibt es rund 263.000 Wohnungslose, davon leben rund 40.000 auf der Straße oder in Behelfsunterkünften. Das steht im Wohnungslosenbericht der Bundesregierung, der erstmals in diesem Jahr erstellt wurde. Die Dunkelziffer ist vermutlich weitaus höher. Und sie ist in den vergangenen Jahren offenbar gestiegen.
So sagt Ulli Baumann vom Verein "Schutzraum" in Ludwigshafen: "Die Entwicklung ist brutal." Sein Verein betreue inzwischen mehr Menschen; auch solche, "von denen man das gar nicht denkt". Martin Hinz vom Caritasverband Trier hat ebenfalls festgestellt, dass immer mehr Obdachlose Hilfe suchen - und das im Sommer wie im Winter.
Er glaubt, dass seine Notunterkunft seit Monaten "ziemlich ausgebucht" ist, weil viele Menschen wegen Inflation und psychischer Belastung ihre Wohnung verloren haben. "Die Corona-Krise und der Krieg in der Ukraine haben die gesellschaftlichen und privaten Probleme verschärft", vermutet Hinz. Wie aber kann man Betroffenen helfen?
Tipp1: Aufmerksam sein
Um Obdachlosen bei klirrender Kälte zu helfen, ist es zunächst wichtig, aufmerksam durch die Stadt zu laufen. Wo machen Menschen "Platte", also wo kampieren sie? Unter Brücken? In Unterführungen? In Eingängen von Geschäften? Hilfsorganisationen wie die Caritas betonen: Wer einem Obdachlosen helfen will, darf nicht übergriffig rüberkommen. Das heißt: Akzeptieren die Betroffenen keine Hilfe, sollte man das respektieren.
Der erste Schritt sei, sensibel vorzugehen: das Gespräch zu suchen und gegebenenfalls direkt Hilfe zu holen. Martin Hinz vom Trierer Caritasverband betont, dass es in Notfällen wichtig sei, umgehend Rettungsdienst oder Polizei zu alarmieren - beispielsweise, wenn eine Person nicht ansprechbar ist oder unterkühlt wirkt. Daneben gibt es weitere Möglichkeiten, zu helfen.
Tipp 2: Kältebus rufen
Um Menschen zu unterstützen, die im Winter im Freien übernachten müssen, fahren in Mainz, Koblenz und Trier Kältebusse. Ehrenamtliche suchen frierende Obdachlose, verteilen Kleider, Schlafsäcke, Decken, Suppen und heiße Getränke und bringen die Menschen auf Wunsch in Notübernachtungen. Passanten, die helfen wollen, können die Kältebusse auch gezielt rufen.
Wo fahren Kältebusse? | Wie erreiche ich Kältebusse? | |
Mainz | 0163 6867137 | |
Koblenz | 0261 16992 | |
Trier | 0651 88130 |
Tipp 3: Notunterkünfte benachrichtigen
Zusätzlich zu den Kältebussen bieten viele Kommunen im Land an, Obdachlose in Notunterkünften unterzubringen. Sie werden von Verbänden, Vereinen oder kommunalen Einrichtungen betrieben. Hier gibt es neben einem warmen Essen und Schlafplatz auch die Möglichkeit für Betroffene, heiß zu duschen.
Hier eine Auswahl von Notunterkünften:
STADT | UNTERKUNFT | TRÄGER |
Mainz | Thaddäusheim | Caritas |
Heinrich-Egli-Haus (für Männer) | Evangelische Wohnungslosenhilfe Mainz | |
Bingen | Herberge Bingen | Caritas |
Worms | Nichtsesshaftenherberge | Deutsches Rotes Kreuz |
Koblenz | Übernachtungsheim Lützel | Stadt Koblenz |
Neuwied | Übernachtungsheim Leutesdorf | Kreisverwaltung Neuwied |
Trier | Benedikt-Labre-Haus (für Männer) | Caritas |
Haus Maria Goretti (für Frauen) | Sozialdienst katholischer Frauen | |
Don Bosco Helenenberg (für Jugendliche) | Salesianer Don Boscos | |
Ludwigshafen | St. Martin (für Männer) | Caritas |
Kaiserslautern | St. Christophorus | Caritas |
Ulli Baumann, der sich mit seinem Verein "Schutzraum" um Obdachlose in Ludwigshafen kümmert, sagt: Die Kälte an sich sei schon fatal für alle, die auf der Straßen leben. Hinzu komme in diesem Jahr, dass Angebote wie offene Vorräume in Kirchen nicht mehr funktionierten, weil wegen der Energiekrise weniger geheizt werde.
Bundesregierung will Wohnungslose besser unterstützen
Auch die Bundesregierung hat erkannt, dass sie handeln muss, um die Wohnungslosigkeit einzudämmen. So hat Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) angekündigt, einen nationalen Aktionsplan gegen Obdachlosigkeit vorzulegen.