Unterschiedliche Gründe für ein Verschwinden

LKA: In Rheinland-Pfalz werden mehr als 300 Menschen vermisst

Stand
Autor/in
Susan Reindl
SWR Aktuell, Logo
Klaus Welsch
Klaus Welsch ist Redakteur bei SWR Aktuell in Rheinland-Pfalz

304 Menschen gelten in Rheinland-Pfalz offiziell (Stand: 19.2.2024) als vermisst. Das sind zwölf mehr als zur Jahresmitte 2023. Insgesamt, so das Landeskriminalamt (LKA) auf SWR-Anfrage, sei die Zahl der Vermissten in den vergangenen Jahren konstant geblieben.

Unter den derzeit mehr als 300 vermissten Menschen in Rheinland-Pfalz sind laut LKA 156 Kinder und Jugendliche sowie 148 Erwachsene. Ein Großteil von ihnen sei schon länger als ein Jahr verschwunden, bei 134 Menschen seien es mehr als fünf Jahre, so die Behörde. Allerdings: Etwa die Hälfte der Vermissten-Fälle erledige sich auch schon innerhalb der ersten Woche.

Selten ist ein Verbrechen Grund für ein Verschwinden

Die Gründe, warum Menschen ihr gewohntes Lebensumfeld verlassen, sind unterschiedlich. Abenteuerlust, Familienstreit, Finanzprobleme, Krankheit, Sorgerechtsstreit, Unglück oder Verbrechen nennt das LKA als Beispiele. Wobei Unglücksfälle oder Straftaten nur selten Gründe für einen Vermisstenfall seien. Alle Vermissten und unbekannten Toten in Rheinland-Pfalz und auch bundesweit sind in einer Datei erfasst, auf die das Bundeskriminalamt und ihre Behörden in den Ländern zugreifen können.

Minderjährige Flüchtlinge verschwinden oft zu Verwandten oder in andere Städte und Länder

Zu den als vermisst geltenden Kindern und Jugendlichen zählt das Landeskriminalamt auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die nach ihrer Registrierung verschwunden sind. Die Gründe für ihr Verschwinden sind laut LKA in der Regel, dass sie sich selbstständig auf den Weg machen, um zu Angehörigen oder Bezugspersonen zu kommen oder um Anschluss in anderen Städten oder Ländern zu suchen.

Meistens würden die Vermissten im Rahmen polizeilicher Maßnahmen gefunden, meldeten sich selbst wieder bei einer Unterbringungsstelle oder tauchten bei Bezugspersonen auf.

LKA: Drei Voraussetzungen für offiziellen Vermisstenfall

Ein Erwachsener gilt als vermisst:

  • sofern er seinen gewohnten Lebenskreis verlassen hat
  • sein Aufenthaltsort unbekannt ist
  • davon ausgegangen werden muss, dass sein Leben in Gefahr ist

Das LKA betont in diesem Zusammenhang, dass jeder Erwachsener, der im Vollbesitz seiner geistigen und körperlichen Kräfte ist, das Recht hat, seinen Aufenthaltsort frei zu wählen - auch ohne, dass er seine Angehörigen oder Freunde darüber informiert hat.

Ein Minderjähriger gilt als vermisst:

  • sofern er seinen gewohnten Lebenskreis verlassen hat
  • sein Aufenthaltsort unbekannt ist


Von einer Gefahr für Leib oder Leben muss dem Landeskriminalamt zufolge bei Minderjährigen grundsätzlich ausgegangen werden, solange Ermittlungen nichts Anderes ergeben. In Zeiten des Internets hat sich bei der Vermisstensuche laut LKA die Ortung von mitgeführten Mobiltelefonen als hilfreich erwiesen.

Wie verhalten, wenn das Kind nicht nach Hause kommt?

Kommt ein Kind nicht zur vereinbarten Zeit nach Hause, sollte zunächst telefonisch bei Freunden, Eltern von Freunden und deren Geschwistern und bei Nachbarn nachgefragt werden, rät das LKA. Bleibt die Suche hier erfolglos, sollte der Kreis derer, die man nach dem Verbleib des Kindes fragt, erweitert werden.

Das LKA empfiehlt, einer vertrauten Person die Anrufe zu überlassen, damit der eigene Telefonanschluss frei bleibt. Die Eltern sollten jederzeit telefonisch erreichbar sein - auch wenn sie gerade die Umgebung absuchen.

Vor allem bei kleinen Kindern sollten Angehörige umgehend den Notruf 110 wählen, sofern die Telefonsuche und andere Suchaktionen nicht erfolgreich waren. Wird die Polizei alarmiert, sollten Eltern diese Informationen parat haben:

  • aktuelles Foto des Kindes
  • Geburtsdatum
  • äußere Merkmale (Haarfarbe, Größe, Augenfarbe)
  • Bekleidung
  • körperliche Merkmale
  • Besonderheiten wie Ohrringe, Zahnspange, Brille

Wird ein Fall von den Behörden als Vermisstenfall eingestuft, wird die vermisste Person zur Fahndung ausgeschrieben. Parallel zur Fahndung werden lokale Rettungsdienste, Krankenhäuser, der öffentliche Personennahverkehr und Taxiunternehmen abgefragt, ob diese Kontakt zur vermissten Person hatten. In einem weiteren Schritt würden die Suchmaßnahmen überregional ausgeweitet und auch Suchhunde, Drohnen und Hubschrauber mit Wärmebildkameras eingesetzt.

Keine Regel, ab wann Polizei eingeschaltet werden kann

Ab welchem Zeitpunkt ein Mensch bei der Polizei als vermisst gemeldet werden kann, dazu gibt es keine bestimmte Regel, stellt das LKA klar. "Eine Kontaktaufnahme mit der Polizei kann immer erfolgen, die dann die Voraussetzungen im Einzelfall bezüglich des Vermisstenfalls prüft", heißt es von der Behörde. Insbesondere bei Hinweisen auf eine Straftat, eine gesundheitliche Gefährdung, einen Unglücksfall oder eine mögliche Selbsttötungsabsicht sei schnelles Handeln geboten.

Mehr über Vermisste in RLP

LKA informiert über Vermisstenfälle Mehr Menschen in RLP vermisst als 2022

In Rheinland-Pfalz werden aktuell mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene vermisst, also vor einem Jahr. Die Zahl schwankt regelmäßig, heißt es vom LKA.

Guten Morgen RLP SWR1 Rheinland-Pfalz

Gerolstein

Arzt wurde brutal getötet Spaziergänger findet Leichenteile des vermissten Arztes aus Gerolstein

Der seit Januar vermisste Steffen Braun aus Gerolstein ist tot. Ein Spaziergänger entdeckte Leichenteile in einem Wald. Die Polizei Trier fand den restlichen Leichnam in der Nähe.

SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

Trier

Fahndung nach Personen Wie die Polizei Trier mit Vermisstenfällen umgeht

Jeden Tag werden in Deutschland Personen vermisst gemeldet. Auch in der Region Trier hat es in den vergangenen Wochen mehrere Fälle gegeben. Doch wie geht die Polizei dann vor?

Aktuell um 12 SWR1 Rheinland-Pfalz

Speyer

Vier Tage allein in den Alpen Vermisster 86-jähriger Wanderer aus Speyer gerettet

Ein 86-jähriger Pfälzer war vier Tage lang in den Alpen vermisst worden. Die Suche blieb zunächst erfolglos - bis der Mann am Sonntag zufällig entdeckt wurde.

Am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Koblenz

Tagelange Suche auf dem Oberwerth beendet Koblenz: Auch zweiter Vermisster tot geborgen

Der zweite Mann, der in Koblenz vermisst wurde, ist tot. Das teilte die Polizei mit. Einsatzkräfte hatten seit Sonntag nach dem Mann gesucht.

SWR4 am Nachmittag SWR4