Die schweren Gewitter in der Nacht zum Sonntag sind nicht ganz so heftig ausgefallen wie prognostiziert. Es habe doch "nur ganz vereinzelt schwere Sturmböen und orkanartige Böen gegeben", sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Sonntagmorgen in Offenbach. Diese seien vor allem in Rheinland-Pfalz und in Hessen lokal aufgetreten.
"Wir dachten aufgrund von Modellen, dass das bisschen flächiger auftritt, aber das ist tatsächlich nicht passiert." Die stärkste Böe sei in Frankenberg in Hessen mit 107 Kilometern pro Stunde gemessen worden. "Ansonsten blieb es in der Regel unter 100 km/h", sagte er. Das große Gewitter, das aus vielen einzelnen Gewitterzellen bestand, sei in der Nacht vor allem über das Saarland, Rheinland-Pfalz, Teile Hessens und Westfalens gezogen.
DWD gab zeitnah Entwarnung
Gegen 2:30 Uhr am Sonntag hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) seine Unwetterwarnung vor schwerem Gewitter in Rheinland-Pfalz zurückgenommen. Im Laufe der Nacht hatten sich die Unwetter nach Angaben der Meteorologen in Richtung Nordosten verlagert.
Gewitter in RLP richten vielerorts kleinere Schäden an
Die Gewitterfront über Rheinland-Pfalz am späten Samstagabend und in der Nacht hatte aber zumindest einige kleinere Spuren hinterlassen. In Longkamp im Hunsrück gab es für eine halbe Stunde einen Stromausfall. Im Bereich Morbach im Hunsrück sind einige Bäume umgestürzt und auf Straßen gefallen. Betroffen war auch die Hunsrückhöhenstraße. Ein Baum landete dort direkt vor einem Auto. Verletzt wurde dabei aber niemand. Auch in Gutenberg und Windesheim (Kreis Bad Kreuznach) wurden zeitweise Straßen von Bäumen blockiert.
Blitzeinschläge setzen Dachstühle in Brand
Die integrierte Leitstelle in Koblenz zählte gegen 0:30 Uhr etwa 30 Einsätze. Demnach liefen in den Landkreisen Mayen-Koblenz, Ahrweiler und Cochem-Zell, sowie in der Stadt Koblenz einige Keller voll. Zudem seien mehrere Straßen überspült worden, weil die Kanalisationen die große Regenmenge, die innerhalb kurzer Zeit gefallen war, nicht fassen konnte. In Katzenelnbogen (Rhein-Lahn-Kreis) musste zudem ein Zeltlager evakuiert werden. Die Betroffenen wurden in einer Turnhalle untergebracht.
In Wintrich (Landkreis Bernkastel-Wittlich) hat ein Blitz einen Dachstuhl in Brand gesetzt. Wie der Kreisfeuerwehrinspekteur bestätigte, konnte das Feuer schnell gelöscht werden. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen. Der Schaden liegt im fünf- bis sechsstelligen Bereich.
Auch in Speyer kam es zu einem Dachstuhlbrand nach einem Blitzeinschlag in ein Mehrparteienhaus. Es habe keine Verletzten und nur geringen Sachschaden gegeben, sagte ein Sprecher der Polizei in Ludwigshafen. Die Bewohner des Hauses verließen das Gebäude vorübergehend, konnten aber nach Ende der Löscharbeiten zurück in ihre Wohnungen. Nach Angaben der Stadt wurden bis zu 40 Menschen betreut, darunter auch kleine Kinder.
Viele Feuerwehreinsätze in Rheinhessen
Die Leitstelle Mainz verzeichnete um 0:03 Uhr den ersten Notruf. Wie die Feuerwehr der Landeshauptstadt mitteilte, wurden die Rettungskräfte zu vollgelaufenen Kellern, überfluteten Straßen, abgebrochenen Ästen sowie zu in Not geratenen Tieren gerufen. Bis kurz nach 2 Uhr kam es im Kreis Mainz-Bingen zu 83 Einsätzen, im Kreis Alzey-Worms waren es 31 Einsätze und acht Einsätze im Stadtgebiet von Mainz. Anschließend habe sich die Wetterlage beruhigt.
In Trier und in Koblenz auf der Festung Ehrenbreitstein wurden die Public Viewings aus Sicherheitsgründen abgesagt. In Koblenz musste außerdem der Biergarten am Deutschen Eck gegen 22:30 Uhr evakuiert werden.
SWR3 Rheinland-Pfalz Open Air endet früher
Auch die Organisatoren des SWR3 Rheinland-Pfalz Open Airs in Mainz haben auf die Wetterlage reagiert. Nach dem Auftritt von Alice Merton wurde das Festival gegen 20:30 Uhr beendet. Auf dem Gelände im Regierungsviertel an der Großen Bleiche waren bis zu 20.000 Besucherinnen und Besucher. Hier informiert SWR3 rund ums Festival.
Blitzschwerpunkt in Deutschland über RLP und Saarland
ARD-Wetterexperte Thomas Ranft berichtete von etwa 2.000 Blitzen in der Zeit zwischen 21 und 22 Uhr in Rheinland-Pfalz. Allerdings erklärte er bei SWR Aktuell auch, dass sich die Gewitter etwa 50 bis 100 Kilometer weiter westlich entladen hätten, als die Wettermodelle berechnet hatten. Dennoch war der Samstagabend stürmisch: Auf dem Erbeskopf seien Windgeschwindigkeiten von über 100 Kilometer pro Stunde gemessen worden.
Um Mitternacht herum zählten die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) rund 22.000 Blitze pro halber Stunde bundesweit. Der Schwerpunkt habe dabei über Rheinland-Pfalz und dem Saarland gelegen, wo knapp 17.000 Blitze pro halber Stunde verzeichnet worden seien.
Pegelstände an kleineren Flüssen fallen wieder
Die Hochwasservorhersagezentrale schreibt in ihrem aktuellen Bericht, in den von Starkregen betroffenen Regionen seien die Wasserstände in kleinen und mittleren Gewässern in der Nacht zum Sonntag deutlich angestiegen. Vereinzelt seien Schwellenwerte für ein zweijährliches Hochwasser kurzzeitig überschritten worden. Derzeit würden die Wasserstände an den meisten Pegeln wieder fallen. An den größeren Flüssen würden auf Grundlage der aktuellen Vorhersagen keine Meldehöhenüberschreitungen erwartet. Am Samstag war noch vor Hochwasser und Überflutungen gewarnt worden.
In der neuen Woche geht es ungemütlich weiter
Auch zum Start in die neue Woche wird das Wetter in Rheinland-Pfalz wechselhaft und kühl. Am Montag soll es zunächst länger regnen, teils sind Gewitter möglich, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Sonntag mitteilte. Ab dem Mittag soll der Regen abziehen, nachmittags rechnen die Meteorologen mit Auflockerungen und meist trockenen Bedingungen. Die Temperaturen erreichen in der Spitze 17 bis 21 Grad, im höheren Bergland etwa 15 Grad. Es weht ein mäßiger, teils auffrischender Wind.
Am Dienstag erwartet der DWD wieder viele Wolken und zeitweise schauerartigen Regen. Maximal sei mit 17 bis 20 Grad zu rechnen, im höheren Bergland um die 15 Grad. Auch am Mittwoch soll es bei ähnlichen Höchstwerten grau und zeitweise regnerisch weitergehen. Erst zum Wochenende hin erwarten die Meteorologen wieder wärmeres Wetter.