Der Aufsichtsrat der größten rheinland-pfälzischen Klinik beruft den medizinischen Vorstand und Vorstandsvorsitzenden Dr. Norbert Pfeifer zum 31.12.23 ab – drei Monate früher als geplant. Neuer Medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender wird zum 1. Januar 2024 Professor Ralf Kiesslich, ärztlicher Direktor an den Horst-Schmidt-Kliniken Wiesbaden.
Umstrittener Kaufmännischer Vorstand geht
Auch der umstrittene Kaufmännische Vorstand Christian Elsner verlässt die Unimedizin auf eigenen Wunsch schon zum Ende des Monats. Seine Position soll die Kanzlerin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Dr. Waltraud Kreutz-Gers, ab November übernehmen. Elsner erhält nach Angaben von Aufsichtsratschef und Wissenschaftsstaatssekretär Denis Alt (SPD) eine Abfindung in Höhe von 500.000 Euro.
Der Wissenschaftliche Vorstand Professor Ulrich Förstermann soll planmäßig zum April 2024 ausscheiden. Für den Posten soll Thomas Kamradt dem Fachbereichsrat vorgeschlagen werden, hier ist eine Wahl für die Berufung notwendig. Den Vertrag mit der Pflegevorständin Marion Hahn hat der Aufsichtsrat dagegen bis zum 31. Januar 2025 verlängert.
Minister Hoch übernimmt Aufsichtsratsvorsitz
Auch an der Spitze des Aufsichtsrats gibt es einen Personalwechsel: Wissenschaftsminister Clemens Hoch (SPD) übernimmt zum Jahreswechsel den Aufsichtsratsvorsitz an der Universitätsmedizin. Die Leitung hat seit 2019 Staatssekretär Alt inne. Dieser Schritt sei als Signal an die Beschäftigten gedacht, dass das Land hinter der Universitätsmedizin stehe, erklärte Hoch.
Hohe Schulden und monatelange Querelen
Hintergrund für die Personal-Rochaden sind nicht nur die defizitären Betriebsstrukturen der Unimedizin und die hohen Schulden, sondern auch monatelange Querelen zwischen Ärzteschaft und Vorstand. Im Mittelpunkt der Kritik: der Kaufmännische Direktor Elsner. Ihm warfen die Ärzte zuletzt mehrfach vor, die Unimedizin kaputt zu sparen.
Der scheidende Aufsichtsratschef Alt erklärte, das Land sehe die Verantwortung für das riesige Defizit nicht beim bisherigen Kaufmännischen Vorstand. Entscheidend seien die Rahmenbedingungen und die fehlende Refinanzierung durch die Krankenkassen. Ähnliche Probleme gebe es auch an anderen Universitätskliniken.
Entscheidungen sollen Neuanfang ermöglichen
Mit den Personalentscheidungen will Wissenschaftsminister Hoch einen Neuanfang für die Unimedizin erreichen und für mehr Betriebsfrieden sorgen. Die neue Kaufmännische Vorständin Kreutz-Gers versprach, alles für ein Ende der anhaltenden Querelen unter den Führungskräften der Universitätsmedizin zu tun. "Ich freue mich auf diesen Neustart" sagte der künftige Vorstandschef Kiesslich. Er wolle den "schlingernden Tanker wieder in ruhige Gewässer" bringen.
CDU: Land trägt Verantwortung
Die rheinland-pfälzische Landtagsopposition sieht in den Entscheidungen einen Beleg für das Scheitern der bisher Verantwortlichen. Die CDU erklärte, seit Jahren stehe die Mainzer Universitätsmedizin baulich, personell und organisatorisch am Abgrund. Die Mainzer Unimedizin schiebe einen Schuldenberg in dreistelliger Millionenhöhe vor sich her, der immer größer werde. "Für diese Misere tragen vor allem Land und Aufsichtsrat die Verantwortung", so der gesundheitspolitische Sprecher Christoph Gensch.
Freie Wähler hoffen auf Wende zum Besseren
"Wir hoffen, dass durch die Personaländerungen jetzt Ruhe einkehrt und die Unimedizin nun gut gerüstet ist, die enormen, nicht nur medizinischen Herausforderungen zu meistern", erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der Freien Wähler, Helge Schwab.
Gewerkschaft begrüßt Personalien
Die Gewerkschaft ver.di begrüßte die Personalien und sieht die Weichen für eine konstruktivere Zusammenarbeit an der Unimedizin gestellt - auch um "die anstehenden großen Herausforderungen wie die Krankenhausreform, den Fachkräftemangel und den Baumasterplan zielgerichtet anzugehen und künftig lösungsorientiert zu bewältigen", sagte der Fachbereichsleiter für das Gesundheitswesen, Frank Hutmacher.