Einnahmen stark zurückgegangen

Hochwasser und Vollsperrung bringen Campingplatzbetreiber in Klüsserath an seine Grenzen

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Autor/in
Andrea Meisberger
Andrea Meisberger: Multimediale Reporterin SWR Studio Trier

Die Vollsperrung zwischen Klüsserath und Trittenheim dauert noch bis 2026. Dazu kam jetzt noch das Hochwasser an der Mosel. Für den örtlichen Campingplatzbetreiber ein riesiges Problem.

Der Campingplatz von Benjamin Ensch in Klüsserath ist aktuell leer. Kein einziges Wohnmobil steht darauf. Denn die Auswirkungen des Hochwassers am Pfingstwochenende sind noch deutlich zu spüren. Der komplette Boden ist aufgeweicht und die Schächte für die Stromversorgung stehen teilweise noch voll Wasser.

Feiertagsgeschäft buchstäblich ins Wasser gefallen

Der Campingplatz von Benjamin Ensch liegt direkt an der Mosel. Deshalb muss die Fläche bei Hochwasser auch komplett geräumt werden. So auch am Pfingstwochenende.

Der Frust bei manchen Campern sitzt tief. Viele nehmen sich die Brückentage frei und dann fallen die ins Wasser

Campingplatz Klüsserath Hochwasser Mosel
Der Campingplatz in Klüsserath war während des Hochwassers überschwemmt

Und das ist schon das zweite Mal in diesem Jahr. Auch über das Osterwochenende musste der Platz geräumt werden. Die Auswirkungen des Pfingstwochenendes seien auch jetzt noch zu spüren, sagt Ensch. Die Wohnmobile könne er wahrscheinlich erst Anfang Juni wieder auf den Platz lassen. Reservierungen für das anstehende Fronleichnahm-Wochenende musste er stornieren.

Die Camper hätten alle Verständnis für die Räumung des Campingplatzes gehabt. Aber "Der Frust bei manchen Campern sitzt tief. Viele nehmen sich die Brückentage frei und dann fallen die ins Wasser", sagt Ensch.

Zusatzproblem: Vierjährige Vollsperrung zwischen Klüsserath und Trittenheim

Das Hochwasser kennt man an der Mosel. Aber das ist nicht das einzige Problem, was den Klüsserather Campingplatzbetreiber beschäftigt. Seit 2022 liegt der Campingplatz innerhalb einer Vollsperrung, weil die B53 zwischen Klüsserath und Trittenheim saniert wird. Durchgangsverkehr gibt es keinen mehr. Viele Urlauber haben Klüsserath deshalb nicht mehr auf dem Schirm.

Sperrung zwischen Klüsserath und Trittenheim bringt Probleme für Gastronomen
Vor dem Hochwasser war der Campingplatz in Klüsserath von Benjamin Ensch noch gut belegt.

Ensch hat an seinem Campingplatz auch ein Restaurant. Da hat er mittlerweile die Öffnungzeiten drastisch eingekürzt. Von montags bis samstags hat er nur noch am Abend geöffnet. Einen Mittagstisch gibt es nur noch sonntags. Alles andere würde sich nicht mehr lohnen.

Spontanreisende kommen kaum noch nach Klüsserath

Problematisch findet er, dass schon zwei Kilometer vor dem Ortsschild der Moselgemeinde die Straße gesperrt ist. "Die Spontanreisenden werden immer weniger. Die, die eine Moseltour machen und dann da rechts ran fahren, wo es ihnen gefällt, das bleibt aus", sagt Ensch.

Viele haben durch die Verkehrssituation so sehr die Schnauze voll.

Auch Reservierungen seien deswegen schon abgesagt worden. "Viele haben durch die Verkehrssituation so sehr die Schnauze voll", erzählt Ensch. Allgemein sei die Verkehrssituation in der Umgebung derzeit problematisch. Auch die Autobahnabfahrt Föhren ist schon lange Zeit gesperrt. Viele Urlauber würden sich verfahren.

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Ausfälle machen sich auch im Geldbeutel bemerkbar

Benjamin Ensch geht davon aus, dass der finanzielle Verlust durch das Hochwasser und die Vollsperrung mittlerweile im sechsstelligen Bereich liegen. Das genau auszurechnen, habe er sich noch nicht getraut. Früher habe er an umsatzstarken Tagen rund 300 Essen in seinem Restaurant serviert. Heute sind es, wenn es gut läuft, 100. Das bestätigen auch die Besitzer des Wohnmobilstellplatzes direkt neben Enschs Campingplatz. Sie haben ebenfalls Einbußen.

Ihnen ist aufgefallen, dass viele Camper vor der Sperrung einfach wieder umdrehen, weil sie denken, dass man gar nicht auf den Platz kommt. Dabei ist die Zufahrt zum Camping- und Wohnmobilstellplatz frei.

Ein Schild weist vor der Sperrung auf die Gastronomen und Firmen
Ein Schild weist vor der Sperrung auf die Firmen, Gastronomie sowie den Wohnmobil- und Campingplatz hin.

Benjamin Ensch hat diese Erfahrung auch gemacht. Dabei steht direkt neben der Sperrung ein Schild, auf dem auf alle Firmen, Gastronomiebetriebe sowie den Wohnmobil- und Campingplatz hingewiesen wird. Die Aufschriften seien aber zu klein, findet Ensch. "Wer als Urlauber da mitten im Verkehr auf der Kreuzung steht, wird von den Schildern erdrückt".

Kaum noch Gastronomie in Klüsserath

Dem Bürgermeister von Klüsserath, Norbert Friedrich, ist das Problem bekannt. Er merkt, dass die Sperrung dem Ort nicht gut tut. In der Vergangenheit hätten viele Gastronomiebetriebe in Klüsserath aufgegeben. Nicht nur wegen der Sperrung, aber auch.

Schwierig sei nun, neue Pächter für Lokale zu finden. "Kein Pächter will das Risiko eingehen, einen Betrieb aufzumachen, wo die Zufahrt zum Ort über vier Jahre gesperrt ist."

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Gemischte Gefühle beim Blick in die Zukunft

Dass das Hochwasser immer wieder kommt, macht dem Campingplatzbetreiber Sorgen. Nicht nur der finanzielle Verlust, sondern auch die zusätzliche Arbeit dadurch belastet Ensch.

"Die letzten Tage überlege ich wirklich, ob es noch richtig ist, weiter zu machen."

Es bleibe ihm auch im Hinblick auf die Vollsperrung nichts anderes übrig, als abzuwarten. Die Kombination aber aus allem, lassen Ensch eher mit gemischten Gefühlen in die Zukunft blicken. "Die letzten Tage überlege ich wirklich, ob es noch richtig ist, weiter zu machen.", sagt er.

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