Vor sieben Jahren haben die Zisterzienser-Mönche das Kloster Himmerod verlassen. Seitdem ist unklar, wie es mit dem Konvent und der Abteikirche weitergehen soll. Jetzt zeichnet sich eine Lösung ab: Der Unternehmer Wolfgang Scheidtweiler aus Pforzheim könnte das Konventgebäude in ein Gästehaus umwandeln. Die Verhandlungen mit dem Bistum laufen bereits seit Wochen, kommen aber scheinbar nicht so recht voran.
Unternehmer aus Pforzheim soll Gästehaus einrichten
"Das Bistum kam auf mich zu, ob ich mir vorstellen könnte, Kloster Himmerod ähnlich wie das Kloster Steinfeld in ein Gästehaus umzuwandeln", erzählt Scheidtweiler. "Kein Luxushotel, sondern ein einfaches, aber gediegenes und ordentliches Gästehaus im Kloster." Der Unternehmer aus Pforzheim gilt als eine Art Kloster-Retter, hat er doch bereits den Klostermauern von Steinfeld bei Kall in Nordrhein-Westfalen und einem weiteren Benediktinerinnenkloster neues Leben eingehaucht.
Im Kloster Steinfeld können die Gäste nun in Zimmern mit Vier-Sterne-Standard übernachten. Außerdem bietet das Gästehaus Tagungs- und Seminarräume, es gibt einen Klosterladen mit Café und Rückzugsräume für Yoga und Meditationen. Auch Hochzeiten können im Kloster gefeiert werden. Steinfeld soll nun als Blaupause für Kloster Himmerod dienen.
Umbau und Modernisierungen sind notwendig
"Im Moment sind die Zimmer in Himmerod natürlich so, wie die Padres sie verlassen haben", berichtet Scheidtweiler. "Das sind ordentliche Zimmer, aber sie haben nur ein Waschbecken. Duschen und Toiletten liegen irgendwo zentral. Das ist heutzutage nicht mehr Standard." Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen seien deshalb unverzichtbar. Zwei Stockwerke im Konventgebäude, das direkt an die Abteikirche anschließt, sollen nach Scheidtweilers Plänen zum Gästehaus umfunktioniert werden.
Neue Ordensgemeinschaft für Himmerod
Auch eine Ordensgemeinschaft soll sich wieder im Kloster Himmerod ansiedeln können. "Die müssten sich aber um nichts kümmern", so Scheidtweiler und ergänzt: "Sie könnten sich komplett auf ihr geistliches Wirken konzentrieren." In Steinfeld habe das sehr gut funktioniert. Nach einer passenden Ordensgemeinschaft für Himmerod werde aber zurzeit noch gesucht.
Stiftung soll Himmerod in die Zukunft führen
Kritik an den Plänen von Bistum und Unternehmer gibt es von Seiten des Fördervereins. "Die Idee, Kloster Himmerod wieder in Wert zu setzen und wiederzubeleben, unterstützen wir voll und ganz", erklärt Thomas Simon, Vorsitzender des Fördervereins. Allerdings wolle man die Zukunft Himmerods nicht von einem einzigen Unternehmer abhängig machen. Der Förderverein hat deshalb einen Gegenentwurf in Form einer gemeinnützigen Stiftung entwickelt.
Die Stiftung soll nach den Plänen des Fördervereins verschiedenste Akteure aus der Region zusammenbringen, um das Kloster in eine sinnhafte Zukunft zu führen: Neben dem Förderverein und dem Bistum sollen auch die Bundeswehr und die Ortsgemeinden, sowie die Kreisverwaltung eingebunden werden.
Kloster als Refugium und Ort der Einkehr
Als "KlosterRefugium Himmerod" soll dann eine Klosterherberge als Haus der Begegnung entstehen. Das Konventgebäude soll restauriert und für öffentliche Führungen bereitgestellt werden. Geplant ist außerdem eine Dauerausstellung zur Himmeroder Denkschrift, sowie die Erhaltung des Museums zur Klosterkultur der Zisterzienser. Hinzu komme ein Kulturangebot mit Orgelkonzerten und weiteren Ausstellungen und Vorträgen. Auch als Ort der geistlichen und spirituellen Einkehr soll Himmerod weiterhin dienen - mit einer offenen, religiösen Gemeinschaft.
Gäste schätzen die Einfachheit
Bereits jetzt betreibt der Förderverein eine Herberge im Torhaus des Klosters mit mehr als 7.000 Übernachtungen im vergangenen Jahr. "Unsere Erfahrung mit der Herberge hat gezeigt, dass die Leute es schätzen, dass es hier kein Internet und keine Fernseher auf den Zimmern gibt", erzählt Simon. "Das ermöglicht es unseren Gästen, hier wirklich herunterzufahren, miteinander ins Gespräch zu kommen und Gemeinschaft zu leben."
Daher bestehen Zweifel daran, ob sich das Vorgehen bei Kloster Steinfeld eins zu eins auch in Himmerod umsetzen lasse. "Himmerod wird auch nicht umsonst das Kloster der Eifeler genannt", meint Simon. "Es ist in Gemeinschaft wiederaufgebaut worden und wir wollen es auch weiterhin als Gemeinschaftsgut erhalten."
Darüber hinaus bestehe in Scheidtweilers Plänen kein Konzept für die gesamte Klosteranlage, zu der nicht nur das Konventgebäude, die Abteikirche und die Gaststätte zählen, sondern auch die Fischteiche und mehrere Hektar Wald, so Simon. Eine Stifung könne all das vereinen, ist sich der Vorsitzende des Fördervereins sicher: "Aus unserer Sicht spricht dann nichts dagegen, dass Herr Scheidtweiler als Pächter das Gästehaus betreibt."
Verhandlungen mit Bistum laufen noch
Die Verhandlungen zwischen Bistum und Unternehmer sind noch nicht abgeschlossen. In welcher Form Wolfgang Scheidweiler das Kloster übernehmen und betreiben könne, stehe noch zur Debatte. In Frage kommen Pacht und Erbbaupacht, erklärte das Bistum Anfang Februar. "Aktuell berechnet Herr Scheidtweiler die Kosten für den Umbau des Konventgebäudes, während das Bistum die Verträge vorbereitet", so eine Sprecherin des Bistums auf SWR Anfrage.
Der Förderverein will nun auch seinen Gegenentwurf in die Diskussion einbringen. Entscheiden tut am Ende der Diözesanverwaltungsrat. Einigkeit herrscht unter allen Akteuren nur in einer Sache: Kloster Himmerod unbedingt als Kulturgut erhalten zu wollen.