Aufgeschrieben von einem Mönch

"Es ist ein Ros' entsprungen": Berühmtes Weihnachtslied kommt aus Trier

Stand
Autor/in
Solveig Naber
Foto von Solveig Naber, Redakteurin bei SWR Aktuell im Studio Trier

Es gehört für viele zu den schönsten Weihnachtsliedern. Der Ursprung des weltbekannten Liedes "Es ist ein Ros' entsprungen" liegt in Trier. Aufgeschrieben von einem Mönch.

Vorsichtig nimmt Francesco Roberg das kleine, in braunes Leder gebundene Buch in die Hände. Es ist das Andachtsbuch eines Mönchs aus dem 16. Jahrhundert, erklärt der Direktor der Wissenschaftlichen Bibliothek in Trier.

Hier wird das Büchlein, das nicht größer ist als eine Postkarte, mit vielen anderen Schätzen aufbewahrt. Etwa 180 Pergament-Seiten sind zwischen den alten Buchdeckeln aus Holz eingeheftet, die mit einer Metallschließe verschlossen wurden.

Das Andachtsbuch eines Trierer Mönchs aus dem 16. Jahrhundert. Das Buch ist nicht größer als eine Postkarte. Etwa 180 Pergament-Seiten sind zwischen den alten Deckeln aus Holz eingeheftet, die mit einer Metallschließe verschlossen wurden.
Das Andachtsbuch eines Trierer Mönchs aus dem 16. Jahrhundert. Das Buch ist nicht größer als eine Postkarte und hat etwa 180 Pergament-Seiten.

Andachtsbuch mit berühmten Zeilen

Das Büchlein gehörte Frater Conradus, also Bruder Konrad. Auf der letzten Seite hat der Mönch seinen Namen vermerkt. Und auch, wann er es geschrieben hat. Der Direktor der Wissenschaftlichen Bibliothek zeigt auf die Jahreszahlen. "Die Datierung geht von 1582 bis 1588. Sechs Jahre also. Das sind diejenigen Jahre, in denen er das ganze Buch geschrieben hat."

Das Andachtsbuch hat Frater Conradus (Bruder Konrad) gehört. Geschieben hat es der Mönch aus Trier zwischen 1582 und 1588.
Auf der letzten Seite des Andachtsbuchs hat der Mönch aus Trier seinen Namen vermerkt - Frater Conradus (Bruder Konrad). Geschieben hat er es von 1582 bis 1588.

Das Buch war für den persönlichen Gebrauch des Mönchs bestimmt. Die Seiten sind eng und fein säuberlich von ihm beschrieben worden. Meist mit Gebeten. Dazwischen kunstvolle Kupferstiche mit Szenen aus der Bibel, die der Geistliche wohl selbst koloriert und eingeheftet hat, erklärt Historiker Roberg.

Francesco Roberg ist Direktor der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier und des Stadtarchivs. Dort lagern Tausende alte Handschriften aus vielen Jahrhunderten.
Francesco Roberg ist Direktor der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier und des Stadtarchivs. Dort lagern Tausende alte Handschriften aus vielen Jahrhunderten.

"Es ist ein Ros' entsprungen" umfasst mehrere Seiten

Dann schlägt Francesco Roberg eine ganzseitige Abbildung im hinteren Teil des Buches auf. Sie zeigt die Anbetung des Jesuskinds durch die Heiligen Drei Könige. "Und hier gegenüber ist nun dieses Lied eingetragen. Über mehrere Seiten. Und zu Beginn sind diese Buchstaben zu sehen. Da ist ein verziertes E und ein S. 'Es ist ein Ros' entsprungen', steht da in der ersten Zeile."

Berühmte Zeilen: "Es ist ein Ros' entsprungen" im Andachtsbuch des Trierer Mönchs aus dem 16. Jahrhundert. Es ist die bisher älteste Schriftquelle des Textes.
Berühmte Zeilen: "Es ist ein Ros' entsprungen" im Andachtsbuch des Trierer Mönchs aus dem 16. Jahrhundert. Es ist die bisher älteste Schriftquelle des Textes.

War Bruder Konrad ein Mönch aus Trier?

Roberg und seine Kollegen vermuten, dass der Mönch den Text Ende 1587 oder Anfang 1588 aufgeschrieben hat. Er ist damit die bisher nachweislich älteste Schriftquelle des Liedes.

Die erste schriftliche Überlieferung des Textes wurde in Trier niedergeschrieben.

Unklar war lange, ob Bruder Konrad, der zum Kartäuser Orden gehörte, in Trier oder in Mainz lebte. Auch hier konnte das Andachtsbuch Hinweise liefern. Am Anfang gibt es einen Kalender, in dem auffällig viele Namenstage besonders trierischer Heiliger wie Eucharius oder Maternus erwähnt oder angestrichen sind, sagt Roberg.

"Vor allem der 23. Juni ist dort in roter Tinte geschrieben. Das ist St. Alban. Und St. Alban war der Hauspatron der Trierer Kartause. Man kann also damit sagen, dass die erste schriftliche Überlieferung des Textes in Trier niedergeschrieben wurde."

Wer ist der Verfasser des Weihnachtslieds?

Ob der Mönch der Verfasser des Liedtextes ist oder ein Chronist, ist in der Wissenschaft bisher nicht eindeutig geklärt. Francesco Roberg hat eine Vermutung. "Wir dürfen davon ausgehen, dass das Lied und der Text sehr viel älter sind und in der Bevölkerung hier zirkulierte. Und Frater Conradus der erste war, der es niedergeschrieben hat."

Das Lied wurde später in der Region rund um Trier auch als "alt Catholisch Trierisches Christleinlied" bezeichnet.

Seit 1599 wissen wir frühestens, wie das Lied gesungen wurde.

Die Melodie zum Text wird erst einige Jahre später über Trier hinaus bekannt. In einem Gesangbuch, in Köln gedruckt, taucht "Es ist ein Ros' entsprungen" auf. "Das ist, gleichsam parallel zu unserer Handschrift, der erste Nachweis auch für die Melodie. Seit 1599 wissen wir frühestens, wie das Lied gesungen wurde."

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Das war vor mehr als 400 Jahren. Von Trier aus ging das Lied um die Welt. Von seinem Zauber, seiner Faszination hat es in all der Zeit nichts verloren. Und so singen Kinder, Sänger und Chöre damals wie heute in der Weihnachtszeit "Es ist ein Ros' entsprungen …"

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