Ebling traf auch die fünf Polizistinnen und Polizisten, die verletzt worden waren. Der Innenminister lobte den professionellen Einsatz der Beamten, die in Lebensgefahr gewesen seien. Die Täter müssten die Strafe bekommen, die sie verdienten.
Weitere Tatverdächtige identifiziert
Die Polizei identifizierte nach Angaben vom Samstag inzwischen weitere Tatverdächtige. Aus ermittlungstaktischen Gründen will die Polizei aber nicht mehr dazu sagen. Bisher war von zwei mutmaßlichen Tätern die Rede: Den Angaben zufolge wurden ein 42-Jähriger und ein 21-jähriger in Trier lebender Deutscher in Gewahrsam genommen. Sie seien vernommen und dann wieder freigelassen worden.
Bisher fünfzehn Zeugenhinweise zu Gewaltausbruch in Trier eingegangen
Bislang gingen fünfzehn Zeugenhinweise zu möglichen Tätern ein. Die Polizei forderte dazu auf, sich nicht an Gerüchten und Spekulationen in sozialen Medien zu Angreifern mit Migrationshintergrund zu beteiligen. Nach Angaben der Beamten wird wegen Körperverletzung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, schweren Landfriedensbruchs und versuchter Gefangenenbefreiung ermittelt.
Hundertschaft der Polizei sucht den oder die Täter
Hundert Polizistinnen und Polizisten sind laut Polizeipräsidium damit beschäftigt, nach den Tätern zu fahnden und die eingegangenen Hinweise auszuwerten. Darunter seien auch viele Videoaufzeichnungen. Man verfolge auch Trittbrettfahrer, die im Internet den 40 Gewalttätern, die mit Schaufeln, Besen und Flaschen auf die Polizisten eingeschlagen hätten, noch Beifall bekundeten. Auch das sei eine Straftat, betonten die Beamten.
Polizei ermittelt auch wegen Hetze im Netz
Bis Sonntag lagen zehn prüfungsrelevante Sachverhalte vor, die aus bekannten Social-Media-Kanälen stammen, teilte die Polizei auf dpa-Anfrage in Trier mit. Nach erster Prüfung seien fünf Beträge strafrechtlich relevant. Die weiteren würden noch juristisch geprüft.
Die Polizei habe direkt nach der Attacke auf die Polizisten in der Nacht zum Freitag einen Ermittlungsabschnitt "Hate Speech" eingerichtet. Die strafrechtlich relevanten Sachverhalte würden in gesonderten Verfahren abgearbeitet und direkt an die Trierer Staatsanwaltschaft zur Prüfung weitergeleitet. Das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz sei eingebunden.
Wie die Polizei zuvor bereits mitgeteilt hatte, gingen die Hinweise über ein Portal im Internet und über das Zeugentelefon ein.
1.700 Angriffe auf Polizisten im letzten Jahr
Der Inspekteur der Polizei in Rheinland-Pfalz, Friedel Durben, erklärte am Samstag in Trier, die Gewalt gegnüber Polizisten in Rheinland-Pfalz habe zugenommen. Im vergangenen Jahr habe es 1.700 Fälle gegeben.
Polizei wegen Körperverletzung zu Disko gerufen
Zu den gewalttätigen Angriffen war es in der Nacht auf Freitag vor dem "Secret Club" in Trier-West gekommen. Laut Diskobetreiber waren in dem Club zwei kleinere Gruppen in Streit geraten. Eine der Gruppen sei der Diskothek verwiesen worden. Diese Gruppe habe die Polizei alarmiert und angegeben, dass es zu einer Körperverletzung gekommen sei. Gleichzeitig hätten sich Bekannte dieser Gruppe versammelt.
Als sich die Polizisten um die gemeldete Körperverletzung kümmerten und den Sachverhalt aufnehmen wollten, seien sie von einigen umstehenden Personen angegriffen worden. Die Beamten konnten den Angriff demnach mit massiver Kraftanstrengung unter Einsatz von Pfefferspray abwehren. Dabei wurden Umstehende und Polizeibeamte verletzt.
Dann hätten sich etwa 40 Personen zusammengetan, um gegen die Beamten vorzugehen. Dabei attackierten und bewarfen sie laut Polizei die Einsatzkräfte mit Glasflaschen, Besen und Schaufeln. Dass die Angreifer auch Eisenstangen benutzt hätten, wollte die Polizei am Samstag auf SWR-Nachfrage nicht mehr bestätigen. Bei dem Angriff wurden zwei Beamte verletzt.
In den Sozialen Medien tauchten Videos zu dem Einsatz vor dem "Secret Club" in Trier-West auf:
Polizei spricht von "regelrechter Zusammenrottung"
"Einen solchen Gewaltausbruch gegen Einsatzkräfte habe ich in meiner Zeit als Leiter der Polizeiinspektion Trier noch nicht erlebt," sagte der Trierer Polizeidirektor Christian Hamm, "es hat sich eine Gruppe von Gewalttätern regelrecht zusammengerottet, um die Polizei lediglich aufgrund ihrer Anwesenheit anzugreifen und zu verletzen."
Beamter schoss zweimal in die Luft
Ein Mann schleuderte den Angaben der Polizei zufolge einen Einkaufswagen, den er auf dem Platz vor der Diskothek gefunden hatte, in Richtung der Beamten. Für die Einsatzkräfte, die zahlenmäßig unterlegen gewesen seien, sei eine lebensgefährliche Situation entstanden, woraufhin ein Beamter zwei Warnschüsse in die Luft abgegeben habe. Dann habe sich die Lage beruhigt, so die Polizei.
Eine Polizeibeamtin und vier Polizeibeamte mussten sich - einer Mitteilung zufolge - verletzt in verschiedenen Trierer Krankenhäusern in ärztliche Behandlung begeben. Sie konnten die Krankenhäuser nach einer ambulanten Behandlung wieder verlassen, hieß es am Freitagvormittag. Von den mutmaßlichen Tätern wurden ein 42-Jähriger und ein 21-jähriger in Trier lebender Deutscher in Gewahrsam genommen. Sie seien vernommen und dann wieder freigelassen worden. Weitere Tatverdächtige seien inzwischen ermittelt worden.
Ministerpräsidentin Dreyer kündigt Konsequenzen an
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Dreyer (SPD) kündigte nach dem Angriff auf Polizisten in Trier Konsequenzen an. Dreyer sagte, der unfassbare Gewaltausbruch gegen die Polizei werde für die Täterinnen und Täter schwere Folgen haben: "Wir müssen und wir werden die Gewalttäter fassen und bestrafen."
Polizeigewerkschaft: Mehr Personal erforderlich
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Rheinland-Pfalz zeigte sich erschüttert über die Gewaltbereitschaft: "Wir verurteilen die Gewalt, das Zusammenrotten und gewalttätige Agieren aus der Gruppe heraus gegen unsere Kolleginnen und Kollegen auf das Schärfste", sagte die stellvertretene GdP-Landeschefin Stefanie Loth in Mainz.
"Gruppenbezogene Gewalt ist kein Einzelphänomen, wir haben das zuletzt an Silvester erlebt, sehen es oft bei Fußballspielen und werden es auch wieder bei anderen Feierlichkeiten erleben müssen." Der Umgangston in der Gesellschaft werde nach Feststellung der GdP "immer schlimmer", auch Respektlosigkeiten seien an der Tagesordnung.
Umgangston in der Gesellschaft "immer schlimmer"
"Dieser Angriff ist auch ein Angriff auf unser Gemeinwesen und den Rechtsstaat und dieser präsentiert sich insgesamt eher schwach", sagte Loth. Polizei und Justiz bräuchten mehr Personal um schnell und konsequent zu arbeiten.
Dabei gehe es "um alle Schritte, von der Prävention über die Aufnahme von Straftaten bis zur Verurteilung des Angeklagten und dem Strafvollzug". Gebraucht werde zudem "ein lückenloser und guter Dienstunfallschutz ohne umfangreiche Bürokratien".
Nach Angriffen vor einer Trierer Diskothek Gewalt gegen Polizisten in Trier - jetzt spricht der oberste Polizist des Landes
Der Inspekteur der Polizei Rheinland-Pfalz, Friedel Durben, hat in Trier mit Polizisten, die im Einsatz waren, gesprochen. Das sagt er zu den Vorfällen in Trier.
Betreiber der Diskothek schockiert von Angriffen auf Polizisten
Die Betreiber der Diskothek "Secret Club" zeigten sich in einem Beitrag auf Instagram und auf Nachfrage des SWR schockiert von dem Angriff auf Polizeibeamte. Es handele sich um einen nicht hinzunehmenden Akt von Gewalt gegenüber Polizisten, die Tag und Nacht für alle im Einsatz seien: "Wir tolerieren Gewalt in keiner Form und werden alles Mögliche tun, um bei der Aufklärung behilflich zu sein."