Um Punkt 22 Uhr müssen Einzelhändler in der Innenstadt den Schalter umlegen, das Licht ausmachen. So gibt es die Bundesregierung im Rahmen ihrer heute in Kraft tretenden Energiesparverordnung vor. Dann wird es dunkel in der Trierer Innenstadt. Oder besser gesagt: dunkler als vorher, denn die Vorgaben beziehen sich erstmal nur auf Leuchtreklamen, Schaufenster dürfen auch weiterhin beleuchtet werden.
Energiesparmaßnahmen nicht ohne Weiteres umsetzbar
"Für viele Einzelhändler funktioniert das aber nicht", sagt Patrick Sterzenbach, Vorsitzender der City-Initiative Trier und Betreiber eines Modegeschäfts. "Bei uns hängen die Leuchtreklame und die Schaufensterbeleuchtung am selben Stromkreis, an derselben Zeitschaltuhr. Wenn ich das eine ausschalten will, geht das andere automatisch mit aus."
Andere Geschäfte in der Trierer Innenstadt hätten mit den Vorgaben zu ihren Eingangstüren zu kämpfen. So dürften die Geschäfte nur geheizt werden, wenn die Türen nicht während der gesamten Öffnungszeiten offen stehen. "Es gibt aber Läden, da ist die Tür entweder die ganze Zeit offen oder abgeschlossen. Wenn sie dann nicht heizen dürfen, müssten die Mitarbeiter im Winter frieren." Entweder ließe man dort also den Laden gleich ganz zu oder baue neue Türen ein, so Sterzenbach.
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Energieverordnung: Kostenverursacher statt Energiesparer?
Um all das das zu ändern, müssten Sterzenbach und seine Kollegen Elektriker, Werbetechniker und Co. kommen lassen. "Aber an Handwerker ist doch kaum dran zu kommen, außerdem verursacht das hohe Kosten", so Sterzenbach.
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Diese Umbauten stünden aus Sicht Sterzenbachs in keinem Verhältnis zu den zu erwartenden Einsparungen, denn die Kosten für Handwerker oder eine neue Tür ließen sich kaum über die eingesparten Energiekosten finanzieren: "Wir nutzen LED-Leuchten. Die verbrauchen ohnehin wenig und verursachen Kosten im Centbereich." Für die Einzelhändler wäre das ein Minusgeschäft, da ist Sterzenbach sich sicher.
"Nach 22 Uhr macht niemand mehr einen Schaufensterbummel."
In einem großen Modehaus in der Trierer Innenstadt sieht man das alles nicht ganz so eng. "Unsere Schaufensterbeleuchtung wird über eine Zeitschaltuhr schon seit Jahren um 22 Uhr ausgeschaltet", erzählt Geschäftsführerin Karin Kaltenkirchen. "In einer so kleinen Stadt wie Trier ist um diese Uhrzeit ohnehin kaum noch jemand unterwegs, der sich die Schaufenster anschaut." Dass mit der Leuchtreklame auch die Schaufensterbeleuchtung ausgeht, ist für sie also kein Problem: "Sachlich ist die Kritik der Kollegen für mich an dieser Stelle nicht nachvollziehbar."
Beleuchtung von Geschäften trägt zur Sicherheit bei
Viel wichtiger fände sie, dass die Sicherheit der Passanten in der Innenstadt gewährleistet ist. Hier müsse in den kommenden Jahren mehr gemacht werden, fordert Kaltenkirchen. An einigen Stellen sei es einfach zu dunkel.
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Nicht überall ließe sich innerhalb kürzester Zeit eine adäquate Straßenbeleuchtung durch Laternen umsetzen. "Einige Straßen in der Innenstadt sind dafür auch viel zu eng", meint Kaltenkirchen. "Da könnte man dann überlegen, ob man vielleicht in jedem dritten Geschäft die Beleuchtung anlassen kann."
"Richtig ist, dass gute Ausleuchtung protektive Wirkungen entfaltet", sagt auch die Polizei Trier. Da dies nun nicht mehr überall der Fall sein wird, will die Polizei dementsprechend Präsenz in der Innenstadt zeigen.
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"Grundsätzlich erwarten wir aber keinen signifikanten Anstieg der Straßenkriminalität, möchten aber die Ängste der Bevölkerung auch nicht außer Acht lassen", teilte ein Polizeisprecher mit. Einzelhändler, die sich Sorgen machen, dass es nun zu mehr Einbrüchen kommen könnte, könnten sich zudem an die Beratungsstelle der Polizei wenden.
Ordnungsamt führt keine Kontrollen der Leuchtreklamen durch
Die Stadt Trier wird im Zuge der Energiesparmaßnahmen die Beleuchtung einiger öffentlicher Gebäude und Denkmäler einstellen. Darunter sind auch der Dom, die Kaiserthermen und die Porta Nigra. Eine Überprüfung und Durchsetzung der vom Bund beschlossenen Energiesparmaßnahmen für den Einzelhandel falle aber nicht in den Zuständigkeitsbereich der Stadt, so ein Sprecher. Daher werde es auch vorerst keine Kontrollen durch das Ordnungsamt geben.